Süddeutsche Zeitung

Universal kauft Rivalen EMI:Die Franzosen kommen

Ein Milliardengeschäft: Nach langem Geschacher übernimmt Universal Music, Tochter des französischen Mischkonzerns Vivendi die Tonträgersparte des angeschlagenen Konkurrenten EMI. EMI hat unter anderem Coldplay und die Beatles, aber auch Kylie Minogue, Lily Allen, Norah Jones und Robbie Williams unter Vertrag.

Caspar Busse

Robbie Williams hat es vielleicht geahnt. Vor zwei Wochen gab der britische Popstar bekannt, dass er nach 15 Jahren den Plattenkonzern EMI verlassen und zum Konkurrenten Universal Music wechseln wird. Mehr als 60 Millionen Alben hat Robbie Williams in seiner Karriere bisher veröffentlicht - er war einer der Erfolgsgaranten für EMI.

Jetzt ist Robbie Williams quasi wieder zu Hause. Am Freitag Nachmittag nämlich teilte der französische Vivendi-Konzern mit, dass er für 1,4 Milliarden Euro (1,9 Milliarden Dollar) das gesamte Tonträgergeschäft von EMI übernimmt. Vivendi ist die Mutterfirma von Universal Music. Vivendi-Konzernchef Jean-Bernard Lévy versprach den Künstlern und Mitarbeitern am Freitag, sie würden in seiner Firma "ein langfristiges und sicheres Zuhause" finden. Zu EMI gehören unter anderem die Labels Blue Note, Nashville und Virgin Records. EMI ist die kleinste der vier großen, weltweit agierenden Plattenfirmen - nach Marktführer Universal, Sony Music und Warner - und hat Stars wie Coldplay, Katy Perry oder Herbert Grönemeyer unter Vertrag.

Zerschlagung von EMI

Der Strukturwandel in der Branche mit stark zurückgehenden CD-Verkäufen hatte dem Unternehmen besonders zu schaffen gemacht. Der frühere Eigner, der Finanzinvestor Terra Firma von Guy Hands, musste das Unternehmen im Februar seiner Hausbank, der Citigroup, überlassen. Hands hatte EMI 2007 für insgesamt 4,2 Milliarden Pfund gekauft, dafür hohe Kredite aufgenommen und sich dabei mit den Investitionen übernommen. Fest steht damit auch die Zerschlagung von EMI. Die Firma wird nun in zwei Teilen verkauft - dem Tonträgergeschäft und dem lukrativen Musikverlag. Letzterer gilt als werthaltig, verfügt über Rechte an 1,3 Millionen Alben, zum Beispiel an Songs wie Yesterday oder We are the champions. Auch hier soll ein Abschluss unmittelbar bevorstehen. Laut Wall Street Journal wird hier voraussichtlich ein Konsortium um den japanischen Sony-Konzern den Zuschlag erhalte. Der Preis wird auf rund 2,2 Milliarden Dollar taxiert.

Für den Musikrechteverlag hatte unter anderem auch die Bertelsmann-Musiksparte BMG Music Publishing Interesse. Die Firma mit Sitz in Berlin ist ein Gemeinschaftsunternehmen des Gütersloher Medienkonzerns und des Finanzinvestor KKR. Beide wollen mit aller Macht wieder zurück ins Rechtegeschäft. Der neue Bertelsmann-Chef Thomas Rabe engagiert sich stark bei BMG und favorisierte dazu auch Übernahmen. Jetzt wird er aber wohl eine Niederlage einstecken müssen

EMI ist schon lange angeschlagen. Der Poker läuft seit Monaten. Vor einer Woche hatte sich überraschend der favorisierte russische Milliardär Len Blavatnik, Eigner des Konkurrenten Warner Music, von den Verhandlungen zurückgezogen. Wie es in Finanzkreisen zuletzt hießt, seien die Preisvorstellungen zu unterschiedlich gewesen. Blavatnik habe 1,5 Milliarden Dollar geboten. Die Citigroup wollte aber mindestens 1,7 Milliarden Dollar, jetzt wird es mehr.

Beim Poker um das Tonträgergeschäft waren zuletzt Pensionsverpflichtungen von EMI für seine rund 2000 Mitarbeiter das größte Hindernis. Diese Kosten soll nun von Citigroup übernommen werden, heißt es. Der Verband unabhängiger Plattenlabels, Impala, ist ein erklärter Gegner einer neuen Großfusion auf dem Musikmarkt.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2011/lala
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