Uniper:Wind und Sonne statt Kohle und Gas

Uniper: Kraftwerk Datteln 4 am nördlichen Rand des Ruhrgebiets: Uniper will seine Steinkohlemeiler unabhängig von Brennstoff aus Russland machen.

Kraftwerk Datteln 4 am nördlichen Rand des Ruhrgebiets: Uniper will seine Steinkohlemeiler unabhängig von Brennstoff aus Russland machen.

(Foto: Bernd Thissen/dpa)

Endlich finden Uniper und Eigner Fortum eine gemeinsame Strategie.

Von Benedikt Müller-Arnold, Düsseldorf

Zwei Jahre lang ärgerten sie sich eher, nun haben der Energiekonzern Uniper und sein Mehrheitsaktionär Fortum aus Finnland eine gemeinsame Strategie vorgelegt. Demnach wollen beide Firmen viel mehr Solar- und Windparks auf dem europäischen Festland bauen als bislang. In bestehenden Geschäften wie etwa Atom- und Wasserkraftwerken in Skandinavien, die Fortum wie auch Uniper betreiben, wollen die Versorger intensiver zusammenarbeiten: etwa in Wartung und Sanierung, Einkauf oder Interessensvertretung. Insgesamt hoffen sie auf Synergien von 50 Millionen Euro pro Jahr, die bis 2025 auf 100 Millionen Euro steigen sollen.

Die Pläne sind der bisherige Höhepunkt einer schwierigen Partnerschaft. Die Geschichte von Uniper begann 2016, als der Eon-Konzern sein Kraftwerksgeschäft in die neue Tochter auslagerte und an die Börse brachte. Eon konzentrierte sich mithin auf Netze und Vertrieb, behielt aber zunächst eine 47-Prozent-Beteiligung an Uniper. Keine zwei Jahre später verkaufte Eon diese Aktien am Stück an Fortum. Das enttäuschte jene Uniper-Beschäftigten, die gehofft hatten, dass Eon die Tochter nach und nach in die Freiheit entließe. Gewerkschafter fürchteten eine Zerschlagung.

In der Zwischenzeit stiegen Hedgefonds ein und spekulierten darauf, dass Fortum noch mehr Aktien kaufen wird - mit Erfolg: Heute gehört Uniper den Finnen zu 75 Prozent. Der Aktienkurs der Düsseldorfer Firma ist von ursprünglich zehn auf mittlerweile 28 Euro angestiegen. Seit Sommer sichert ein Tarifvertrag die gut 11 000 Beschäftigten von Uniper bis mindestens 2026 ab. Und beide Unternehmen haben inzwischen ihre Chefs gewechselt.

"Seit meinem Amtsantritt als Vorstandschef im Sommer haben wir eng mit Uniper an der Strategie für den Gesamtkonzern gearbeitet", sagt Fortum-Chef Markus Rauramo. Demnach wollen beide Konzerne in Europa bis spätestens 2035 Strom nur noch treibhausgasneutral erzeugen; bis 2050 soll das gesamte Geschäft klimaneutral werden, wie es die EU verlangt.

Für Uniper bedeutet dies: Das M-Dax-Unternehmen wird seine Kohlekraftwerke in Deutschland nach und nach vom Netz nehmen; als letztes soll der vielfach kritisierte Meiler Datteln 4 im nördlichen Ruhrgebiet außer Betrieb gehen. Zudem will die Firma eigene Kraftwerke sowie Wärme- und Industriekunden statt mit Erdgas langfristig mit klimaneutralen Gasen wie etwa sogenanntem grünen Wasserstoff beliefern, der mit viel Ökostrom gewonnen wird. Bereits am Dienstag hat Uniper angekündigt, dass das Steinkohlekraftwerk Heyden in Nordrhein-Westfalen Ende dieses Jahres gegen eine Entschädigung den Betrieb einstellen soll. Der Betreiber hatte in einer entsprechenden Auktion der Bundesnetzagentur einen Zuschlag erhalten.

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