Energie:Uniper, ein ganz schön deprimierender Konzern

Energie: Uniper-Logo in der Düsseldorfer Firmenzentrale: Im laufenden Jahr sollen die Verluste zurückgehen.

Uniper-Logo in der Düsseldorfer Firmenzentrale: Im laufenden Jahr sollen die Verluste zurückgehen.

(Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Der verstaatlichte Gasimporteur leidet unter Russlands Lieferstopp und wird nun de facto von Putin enteignet. Immerhin hat sich der Verlust wundersamerweise verringert - und soll weiter sinken.

Von Björn Finke, Brüssel

Auch wenn im Rheinland seit Donnerstag die Karnevals-Jecken die Straßen beherrschen: Die Bilanzvorstellung des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper war am Freitag eine ausgesprochen nüchterne, vielleicht sogar deprimierende Veranstaltung. Deutschlands mit Abstand größter Gasimporteur musste Ende vorigen Jahres verstaatlicht und mit Steuergeld gerettet werden, nachdem die russischen Lieferausfälle das Unternehmen in die Krise gestürzt hatten. Insgesamt fielen für 2022 etwa 19,1 Milliarden Euro Verlust an. Immerhin konnte die Firma jetzt verkünden, dass diese Ausfälle Unipers Gewinne "spätestens Ende 2024" nicht mehr belasten würden. Für das laufende Jahr verspricht der Konzern lediglich, dass der Verlust sinken werde.

Die scheidende Finanzvorständin Tiina Tuomela sagte, eine genauere Prognose sei nicht möglich, da Unipers Ergebnis "maßgeblich" vom Gaspreis abhängen werde. Der Konzern mit seinen 7000 Beschäftigten versorgt mehr als 500 Stadtwerke und 500 weitere Industriekunden mit dem Rohstoff. Seitdem Moskau die Exporte gekappt hat, muss die Firma das Gas teuer auf dem Markt zukaufen, um alte Lieferverträge zu erfüllen. Diese verlustbringenden Verträge laufen aber bis Ende des Jahres größtenteils aus.

Wie stark der Gaspreis sich auf das Ergebnis auswirkt, zeigt auch die wundersame Verringerung des Verlusts seit November. Damals rechneten die Düsseldorfer vor, dass von Januar bis September 40 Milliarden Euro Verlust verbucht wurden - ein trauriger Rekord in Deutschland. Jetzt sind es im Gesamtjahr ja nur 19,1 Milliarden Euro.

Dies liegt allerdings nicht daran, dass Uniper zwischen Oktober und Dezember plötzlich Riesengewinne erzielt hat. Ursache ist vielmehr, dass bei dem Fehlbetrag von 40 Milliarden Euro erwartete künftige Verluste aus dem Gasgeschäft eingerechnet waren. Und da die Notierung des Rohstoffs gesunken ist, konnte Uniper diese prognostizierten Verluste von 30 auf sechs Milliarden Euro eindampfen - das erklärt, wieso der Jahresverlust geringer ausfiel.

Jenseits des Gashandels habe Uniper "insgesamt stark abgeschnitten", sagte Tuomela, die bald zum früheren Uniper-Großaktionär Fortum wechselt, einem finnischen Energiekonzern. Uniper ist auch ein wichtiger europäischer Stromerzeuger - in Deutschland einer der größten. Das Unternehmen entstand, als Eon 2016 sein Geschäft mit klimaschädlichen Kohle- und Gaskraftwerken sowie dem Gashandel abspaltete. Und der Gewinn der Kohle- und Gaskraftwerke verdreifachte sich im vergangenen Jahr nahezu: eine Folge der hohen Preise. Nur Unipers schwedische Atommeiler steuerten Verluste bei, weil der Konzern mehr Geld für die künftige Stilllegung beiseitelegen musste und zwei Anlagen zeitweise ausfielen.

Die Zukunft bei Unipers Stromerzeugung soll aber nicht Kohle-, Gas- und Kernkraftwerken gehören, sondern erneuerbaren Energien. Deshalb investiert der Konzern in Sonnen- und Windkraftwerke. Eine aktualisierte Strategie soll allerdings erst der neue Vorstand verkünden, wenn er angetreten ist. Die bisherige Führung um den Vorstandsvorsitzenden Klaus-Dieter Maubach und Finanzchefin Tuomela tritt ja ab.

Es fehlt noch Putins Placet

Die Öko-Anlagen sollen dann etwa die deutschen Steinkohlekraftwerke ersetzen, die Uniper bis 2025 abschalten muss - bis auf Datteln 4, das der Konzern jedoch nach dem Willen der EU-Kommission ohnehin verkaufen wird: eine von mehreren Auflagen für die Staatshilfe. Die russische Tochter Unipro mit ihren Gas- und Kohlekraftwerken möchte das Unternehmen ebenfalls abstoßen; die Sparte taucht nicht mehr in der Bilanz auf.

Tuomela sagte, für einen Verkauf fehle aber noch die Zustimmung des Präsidenten, also von Wladimir Putin höchst selbst. Trotzdem hat Uniper laut Geschäftsbericht de facto schon jetzt keine Kontrolle mehr über die Tochter, obwohl die Deutschen weiter Mehrheitseigentümer sind. Die Herausnahme aus der Bilanz belastet Uniper mit gut 4,4 Milliarden Euro - noch ein Schlag für das Russland-geschädigte Unternehmen.

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