Energiekrise:Uniper sucht ein neues Geschäftsmodell

Energiekrise: Wolken über dem Uniper-Gaskraftwerk in Gebersdorf in Bayern: Staatsmilliarden halten den Betrieb aufrecht.

Wolken über dem Uniper-Gaskraftwerk in Gebersdorf in Bayern: Staatsmilliarden halten den Betrieb aufrecht.

(Foto: Nicolas Armer/dpa)

Das von der Bundesregierung mit Steuermilliarden gerettete Energieunternehmen will nun alles überprüfen und Gazprom verklagen.

Von Caspar Busse

Es war eine Rettung in letzter Minute: Am vergangenen Freitag kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz an, dem angeschlagenen Energieunternehmen Uniper mit bis zu 15 Milliarden Euro unter die Arme zu greifen. "Wir müssen die Blutung stoppen", sagte dazu Uniper-Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach. Derzeit würden mehr als 1,5 Milliarden Euro Verlust im Monat bei Uniper auflaufen. Denn die Düsseldorfer müssen die aus Russland ausbleibenden Gasmengen auf dem freien Markt kaufen, um ihre Lieferzusagen an deutsche Stadtwerke und Industrieunternehmen aufrechtzuerhalten.

Dazu kommt: Uniper ist zwar vorerst gerettet, muss nun aber auch ein neues Geschäftsmodell suchen. Wie dieses aussehen könnte, ist völlig unklar. "Wir brauchen einen komplett neuen Blick auf das Unternehmen", kündigte Maubach Ende vergangener Woche an. "Gasbeschaffung basiert immer auf der Annahme, dass wir einen zuverlässigen Lieferanten haben", so der Uniper-Chef, der erst seit April 2021 Vorstandsvorsitzender ist. Möglicherweise wiederholten sich die Unsicherheiten aber auch in Zukunft. Darauf sei kein Geschäftsmodell aufzubauen. Kein Vorstand könne "das Risiko, dass eine einzelne Kunden-Lieferanten-Beziehung die Firma an den Rand des Ruins bringt", verantworten. Uniper als größter Auslandskunde von Gazprom hat bislang Gas aus Russland eingekauft und dieses dann an Kunden vor allem in Deutschland weiterveräußert. Das brachte in der Vergangenheit durchaus gute Margen, jetzt führte das Konzept ins Verderben. Uniper produziert auch Strom, betreibt Kraftwerke in Russland und ist an einem Atomkraftwerk in Schweden beteiligt.

Energiekrise: War bislang vor allem von Gazprom abhängig, was sich nun rächt: Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach.

War bislang vor allem von Gazprom abhängig, was sich nun rächt: Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach.

(Foto: Ina Fassbender/AFP)

Wie es nun weitergehe, werde auch mit dem Bund als neuem Aktionär besprochen, so Maubach. Die Bundesregierung hatte angekündigt, 30 Prozent der Anteile von Uniper zu einem Vorzugspreis zu übernehmen. Bis dahin soll sich das Unternehmen mit Geld der staatlichen Bank KfW über Wasser halten. Gleichzeitig würde der Bund Kredite geben, die dann später in Aktien umgewandelt werden können. Es sei sogar möglich, dass der Anteil des Bundes an Uniper dann mittelfristig auf mehr als 50 Prozent steigen könnte, so Maubach.

Die Finnen sprechen jetzt von einer "guten Lösung"

Zuletzt hielt der finnische Energiekonzern Fortum gut 78 Prozent der Aktien. Diese Beteiligung wird durch den Einstieg des Bundes auf 56 Prozent verwässern. Ob Fortum auch langfristig dabei bleibt, ist wohl offen. In Konzernkreisen wird darauf hingewiesen, dass Fortum-Chef Markus Rauramo zwar erst seit zwei Jahren im Amt ist, aber schon zuvor als Finanzchef die Übernahme von Uniper vorangetrieben hatte. Es sei viel Geld in Uniper gesteckt worden: "Da hängt einiges dran."

In Konzernkreisen bei Fortum ist von einer "guten und gesichtswahrenden Lösung" die Rede. Der Konzern, mehrheitlich in Besitz des finnischen Staates, hatte sich geweigert, neues Kapital bereitzustellen, und wollte stattdessen Uniper zerschlagen. Den Gashandel, der für die Misere verantwortlich ist, sollte die deutsche Regierung übernehmen. Die übrigen Teile sollten bei Uniper und damit bei Fortum bleiben. Dies ist aber vom Tisch. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hatte zuvor vor Rosinenpickerei durch die Finnen gewarnt.

Ein weiteres Problem: Uniper hat sich sehr lange an Gazprom gebunden. Einige Langfrist-Verträge würden bis Mitte der 2030er-Jahre laufen, teilte Maubach Ende vergangener Woche noch mit. Zudem steuern die Düsseldorfer auf einen Rechtsstreit mit dem russischen Gaslieferanten zu. "Wir werden natürlich versuchen, zum Wohle unseres Unternehmens, Gazprom haftbar zu machen für den Schaden, den wir erleiden", so Maubach. Das werde "vermutlich eine rechtliche Auseinandersetzung" werden. Wie genau man vorgehen wolle, mache er nicht öffentlich. Die Erfolgsaussichten dürften freilich gering sein.

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