Unglück in Bangladesch:Kik-Textilien in eingestürztem Fabrikgebäude

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Bisher hat nur eine deutsche Firma bestätigt, Waren aus der eingestürzten Fabrik bei Dhaka bezogen zu haben: Textildiscounter NKD. Doch auch Konkurrent Kik ließ dort womöglich produzieren. Das legen Fotos nahe, die eine Textilarbeiter-Gewerkschaft am Unglücksort gemacht hat.

Von Sibylle Haas

Der Textildiscounter Kik hat womöglich in dem am 24. April eingestürzten Fabrikgebäude Rana Plaza in Bangladesch produzieren lassen. Nach Informationen der Kampagne für saubere Kleidung sind in den Trümmern Textilien von Kik gefunden worden. Die Organisation bezieht sich auf Fotos, die die bangladeschische Textilarbeiter-Gewerkschaft BGIWF am Unglücksort gemacht hat. Das Textilunternehmen Kik teilte auf Anfrage mit, es werde geprüft, wie die Textilien auf das Gelände kamen. "Fakt ist, dass es seit 2008 keine direkten Geschäftsbeziehungen zwischen Kik und denen im Rana Plaza ansässigen Lieferanten gegeben hat", teilte Kik mit.

Ein Shirt der Kik-Marke "okay": Auf diese Fotos, die die Textilarbeiter-Gewerkschaft BGIWF am Unglücksort gemacht haben soll, stützt die Initiative "Kampagne für saubere Kleidung" ihre Kritik. (Foto: BGIWF)

"Wir sind schockiert", sagte Frauke Banse von der Kampagne für saubere Kleidung, einer Initiative von Gewerkschaften und Menschenrechtsorganisationen. "Es zeichnet sich ab, dass Kik innerhalb von nur acht Monaten ein drittes Mal in ein schweres Unglück in einer Textilfabrik involviert ist."

Die Textilkette Primark hat bereits Entschädigungen angekündigt

Beim Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza am 24. April nahe der Hauptstadt Dhaka sind mehr als 430 Menschen ums Leben gekommen. Bisher hat nur eine Firma in Deutschland bestätigt, bis vor kurzem indirekte Lieferbeziehungen in die Fabriken gehabt zu haben: Der Textildiscounter NKD teilte auf Anfrage mit, noch im vorigen Jahr mit einer Vertriebsgesellschaft kooperiert zu haben, die Aufträge an die Phantom Apparels vermittelte.

Die irische Textilkette Primark und die kanadische Supermarktkette Loblaw haben bereits Entschädigungen für Opfer und Hinterbliebene angekündigt. Die spanische Kleidermarke Mango und der italienische Benetton-Konzern teilten mit, in dem eingestürzten Gebäude lediglich Muster beziehungsweise im Rahmen einer einmaligen Bestellung produziert zu haben.

Die Kampagne für saubere Kleidung forderte neben den Entschädigungen einen verbindlichen Brand- und Gebäudeschutz. "Die Unternehmen müssen endlich das verbindliche Abkommen zum Gebäude- und Brandschutz unterzeichnen, das schon vor zwei Jahren von lokalen und internationalen Gewerkschaften und Arbeitsrechtsorganisationen erarbeitet worden ist", forderte Frauke Banse.

Das Abkommen sieht unter anderem unabhängige Gebäudeinspektionen, Schulungen im Arbeitsrecht, öffentliche Auskunftspflichten und eine Überarbeitung der Sicherheitsstandards vor. Bisher haben PVH (Tommy Hilfiger, Calvin Klein) und Tchibo das Brandschutzabkommen unterzeichnet. Die Gesamtbetriebsräte von H&M und Zara haben in einer gemeinsamen Erklärung ihre Unternehmen dazu aufgefordert, dem Abkommen ebenso beizutreten. Deutschland ist nach den USA für Bangladesch der zweitgrößte Exportmarkt.

© SZ vom 03.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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