Wie geht es den Reichen? Diese Frage ist nicht nur neugierig, sondern auch wirtschaftspolitisch relevant. Denn die Reichen sind ein wichtiger Wirtschaftsfaktor - aber schlecht erforscht. Das ändert sich nun durch eine neue Studie. Sie zeigt: Die Vermögenden besitzen mehr als bislang gedacht. Die 0,1 Prozent Reichsten kommen auf ein Vermögen von geschätzt jeweils rund fünf bis acht Millionen Euro, bisher gingen Analysten von drei bis 4,5 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Die Deutschen in der Mitte der Vermögensverteilung besitzen um die 140 000 Euro.
Ökonominnen und Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung haben sich den Reichen nun auf neue Art genähert. Sie haben eine Unternehmensdatenbank verknüpft mit den Methoden des sozio-oekonomischen Panels, das ist eine wichtige, regelmäßige Umfrage. Auch Reichenlisten von Medien sind eingeflossen, bei denen das Vermögen der reichsten Deutschen geschätzt wird. Das Projekt, im Mai online für die Fachwelt veröffentlicht und jetzt offiziell vorgestellt, hat das Bundesministerium für Arbeit und Soziales finanziert.
Die Forscherinnen und Forscher konnten daher Deutschlands Reiche so gut vermessen wie bisher kaum. Millionäre sind häufig Männer, im Durchschnitt sind sie 56 Jahre alt. Drei von vier sind selbständig, Unternehmensgesellschafter, Geschäftsführer. Der zweitwichtigste Faktor sind Immobilien, aber mit deutlichem Abstand. 46 Prozent der selbständigen Millionäre beschäftigen zehn und mehr Menschen in ihrer Firma - ihre Unternehmen bilden den weltberühmten deutschen Mittelstand.
Vermögensmillionäre haben im Schnitt ein hohes Einkommen, gerechnet auf einen Single-Haushalt kommen netto monatlich 7600 Euro aufs Konto, drei Mal so viel wie im Bevölkerungsmittel. Davon sparen die Reichen viel, im Schnitt rund ein Fünftel. Dadurch enteilen sie ihren Mitbürgern, die nicht so viel anlegen können. Die Schere droht, weiter auseinanderzugehen.
Auch die Zufriedenheit der Reichen wurde abgefragt, und siehe da: Geld macht doch glücklich. Millionäre sind laut der Befragung deutlich zufriedener als die Wohlhabenden im oberen Viertel der Vermögensverteilung. Nur bei der Bewertung der Freizeit gibt es keine Unterschiede zwischen oben und unten. Das liegt, vermuten die Ökonominnen und Ökonomen, auch an der hohen Arbeitsbelastung für Millionäre. Ihre Wochenarbeitszeit liegt bei 47 Stunden, das sind zehn Stunden mehr als bei anderen.