Süddeutsche Zeitung

Ungleichheit:Mein Vermieter, der kleine Mann

Wie reich sind Vermieter? Oft gar nicht so wie gedacht, zeigt eine neue Erhebung: Viele verdienen mit ihrer Immobilie weniger als 5000 Euro im Jahr. Allerdings geht es ihnen besser als Menschen ohne Wohneigentum.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Sie sind im Durchschnitt fast 60 Jahre alt, oft selbständig oder Rentner und nicht unbedingt gleich wohlhabend, nur weil sie ein Haus oder eine Wohnung vermieten: Knapp 3,9 Millionen Kleinvermieter gibt es in Deutschland. Sie stellen mit 15 Millionen Wohnungen etwa 60 Prozent aller Mietwohnungen zur Verfügung. Dies geht aus einer Untersuchung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor, die zwei Eigentümerverbände in Köln und Düsseldorf in Auftrag gegeben haben. Die privaten Vermieter, die nicht hauptberuflich am Wohnungsmarkt mitmischen, stammen demnach aus allen gesellschaftlichen Schichten.

Armer Mieter wohnt bei reichem Vermieter: Das sei eher die Ausnahme als die Regel

"Das Bild des reichen Vermieters, der armen Mietern gegenübersteht, ist eher eine Ausnahme als die Regel", sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer, einer der Autoren der Studie. Trotzdem haben Vermieter meist ein höheres Einkommen als Menschen ohne Immobilie. So lag 2015 das mittlere Haushaltseinkommen privater Kleinvermieter bei monatlich 3315 Euro netto. Das entsprechende Einkommen der übrigen privaten Haushalte ohne Mieteinkünfte betrug 2100 Euro. In der Untersuchung wird aber angemerkt, dass unter den 20 Prozent der einkommensschwächsten Haushalten immerhin sechs Prozent Vermieter sind. Auch trage die Vermietung oft nur einen kleinen Beitrag zum eigenen Einkommen bei, heißt es in der Studie.

Gut die Hälfte der Kleinvermieter erzielt laut den IW-Berechnungen nur Mieteinnahmen von weniger als 5000 Euro netto im Jahr - vor Abzug von Steuern. Das Stadt-Land-Gefälle ist aber groß: Städtische Kleinvermieter kamen 2015 auf Mieteinkünfte von durchschnittlich mehr als 10 000 Euro. In den ländlichen Räumen waren es nicht ganz 6000 Euro. In den Städten profitierten Kleinvermieter von den teils deutlich gestiegenen Mieten, stellen die Forscher fest. Kleinvermieter seien aber bei Mieterhöhungen zurückhaltender als Wohnungsunternehmen.

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Quelle:
SZ vom 14.09.2017
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