Ungleichheit:Ifo-Präsident tritt Debatte um Vermögensteuer los

Clemens Fuest kritisiert den Wunsch von SPD, Grünen und Linken, eine Vermögensteuer einzuführen - und erntet prompt Widerspruch von DIW-Präsident Marcel Fratzscher.

Ifo-Chef Clemens Fuest hält eine Vermögensteuer für falsch. Sie würde das Wachstum der deutschen Wirtschaft in den kommenden Jahren deutlich bremsen. "Das Bruttoinlandsprodukt, so zeigt eine Simulationsrechnung, wäre nach acht Jahren mit Vermögensteuer um bis zu 6,2 Prozent niedriger als ohne Vermögensteuer", sagte der Präsident des Münchner Forschungsinstituts, der dazu eine am Montag veröffentlichte Studie für die Stiftung Familienunternehmen erstellt hat.

Widerspruch dazu kommt vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). "Ich halte die Studie vom Ifo für unvollständig und damit die Schlussfolgerungen für falsch", sagte deren Präsident Marcel Fratzscher. Die entscheidende Frage sei, was der Staat mit den Steuereinnahmen mache. In den kommenden Jahren werde er viel Geld für Zukunftsinvestitionen in Klimaschutz, digitale Transformation, Bildung und Innovation benötigen. "Somit wird eine Vermögensteuer, die in solche Zukunftsinvestitionen fließt, viele gute neue Arbeitsplätze schaffen, das Wachstum erhöhen und langfristig den Wohlstand sichern", sagte Fratzscher. Tatsache sei, dass kaum ein Land in der Welt Arbeit stärker und Vermögen geringer besteuere als Deutschland. "Das ist nicht nur ein Problem der Gerechtigkeit, sondern auch ein ökonomisches Problem, da Arbeit sich immer weniger lohnt", sagte der DIW-Chef.

SPD, Grüne und Linke wollen eine Vermögensteuer wieder einführen. Sie soll helfen, nach der Corona-Krise die deutlich gestiegenen Schulden abzutragen und dem Staat mehr Einnahmen zu bescheren. Die Pläne sind jedoch umstritten, Union und FDP lehnen sie klar ab. "Weil die Steuer nur aufwendig zu erheben und teilweise zu umgehen sein wird, könnte das Aufkommen aus dieser Steuer weit hinter den Erwartungen zurückbleiben", so Fuest. Die Vermögensteuer ist unter anderem auch zur Umverteilung zwischen Arm und Reich gedacht. Dem Ifo-Chef zufolge ist die Ungleichheit bei Vermögen seit 2007 aber konstant. In internationalen Vergleichen werde sie oft überzeichnet, weil Vermögen aus Renten- und Pensionsansprüchen ausgeblendet würden. "Denn das spielt in Deutschland eine größere Rolle als in anderen Ländern", so Fuest.

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