Süddeutsche Zeitung

Ungewollte Orders:Händler löst Crash an indischer Börse aus

Mit einem sogenannten Wurstfinger-Fehler scheint ein einzelner Händler die Börse in Mumbai lahmgelegt zu haben. Mehrere irrtümliche Aufträge sorgten für einen Kursrutsch an Indiens größtem Aktienmarkt. Der Handel stand für einige Minuten still.

Innerhalb weniger Sekunden haben sich an der Börse in Mumbai am Donnerstag 58 Milliarden Euro Börsenwert in Luft aufgelöst. Der indische Aktienindex Nifty brach um mehr als 15 Prozent ein, wie in dieser Grafik von Google Finance gut zu sehen ist. Der Handel wurde daraufhin für 15 Minuten angehalten. Danach erholten sich die Kurse wieder.

Schuld an dem Crash war laut Börsenbetreiber ein einzelner Mitarbeiter des Brokers Emkay Global Financial, der Dutzende fehlerhaften Orders tätigte. Der Händler habe mit 59 irrtümlichen Aufträgen im Wert von 125 Millionen Dollar den plötzlichen Kursrutsch ausgelöst, teilte der indische Börsenbetreiber National Stock Exchange (NSE) mit. Emkay kommentierte den Vorfall nicht. Die Aktien des Brokerhauses brachen um zehn Prozent ein.

Derartige Pannen haben in der jüngeren Vergangenheit immer wieder das Vertrauen in die Kontrollmechanismen an den Börsen erschüttert. Ungewollte Aufträge einzelner Händler sind als sogenannte "fat finger errors" bekannt, zu deutsch: Wurstfinger-Fehler - Händler mit dicken Fingern, sagen Börsenhändler, vertippen sich leichter.

In anderen Fällen sind es Software-Fehler, die zu ungewöhnlichen Ausschlägen an den Börsen führen. So geschehen an diesem Mittwoch, als die Aktie des Lebensmittelherstellers Kraft innerhalb einer Minute um 13 Dollar zulegte. Verantwortlich für den überraschenden Erfolg war allerdings nicht das verstärkte Interesse der Investoren, sondern ein fehlerhafter Algorithmus in einem der komplexen Computerprogramme an der US-Technologiebörse Nasdaq.

"Indien ist mit dem heutigen Crash in die Liga der Großen aufgestiegen, was solche Börsendesaster betrifft", sagte eine Investment-Managerin aus Singapur der Nachrichtenagentur Bloomberg. Es sei sehr überraschend, dass so viele fehlerhafte Orders durchkommen konnten. "Die Kontrolleure müssen einen Schritt voraus sein, da auch die Systeme und Technologien schneller und komplexer werden."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.1487738
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
Süddeutsche.de/Reuters/bero/bbr
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.