Unerwarteter Effekt durch Filesharing:Filmumsätze seit Megaupload-Aus gesunken

Lesezeit: 1 Min.

Ein Befreiungsschlag für die Filmindustrie? Eine Studie zeigt, wie sich die Umsätze der Hollywood-Studios nach der Stilllegung von Megaupload verändert haben. Und stellt infrage, ob sich die Rechteinhaber mit der Schließung des Filehosters wirklich einen Gefallen getan haben.

Matthias Huber

Es sollte ein großer Befreiungsschlag gegen die Hoster illegaler Kopien sein. Doch womöglich hat sich die Filmindustrie mit der Stilllegung des Filehosters Megaupload sogar Schaden zugefügt. Zu diesem Schluss kommt jedenfalls eine Studie, die an der Ludwig-Maximilians-Universität in München und der Copenhagen Business School entstanden ist.

Laut den Autoren Christian Peukert und Jörg Claussen seien die Einnahmen vieler Kinofilme seit Januar 2012, dem Zeitpunkt der Schließung von Megaupload, messbar zurückgegangen. Lediglich große Blockbuster-Produktionen seien nicht von dem Effekt betroffen gewesen. 1344 Filme in 49 Ländern wurden über einen Zeitraum von fünf Jahren beobachtet.

Die Forscher vermuten, dass durch den Stopp des Filehosting-Dienstes die für kleinere Filmproduktionen essentielle Mundpropaganda seltener geworden sei, während das Blockbuster-Kino von teuren Marketingkampagnen profitiert.

Die Studie unterstütze damit die Theorie, dass "Filesharing als Mechanismus wirkt, der Informationen über eine Ware von Konsumenten mit niedriger Zahlungsbereitschaft an Konsumenten mit hoher Zahlungsbereitschaft weitergibt", heißt es in der Zusammenfassung des Textes. "Der Effekt der Informationsweitergabe durch illegale Downloads scheint für Filme mit kleinerem Zielpublikum besonders wichtig zu sein."

Studien finden positive Effekte

Die Theorie, dass illegales Filesharing für die Unterhaltungsindustrie ein wichtiges Marketing-Instrument sein könnte, ist nicht neu. Demnach sollen die Werbeeffekte durch freie Verbreitung der Kopien die Umsatzverluste durch illegale Downloads mindestens aufwiegen. Besonders Gegner der bestehenden Urheberrechtssituation und der damit einhergehenden Fälle teurer Abmahnungen an Privatpersonen vertreten diese These. Auch gibt es bereits eine Reihe akademischer Studien, die Indizien für diese Theorie liefern.

So fand im August der Wirtschaftsprofessor Robert Hammond von der North Carolina State University heraus, dass es sich positiv auf die Absatzzahlen auswirken kann, wenn bereits vor der Veröffentlichung "geleakte" Musikalben als illegale Downloads im Netz verfügbar waren. Hammond schränkte aber ein, dass dieses Ergebnis lediglich für die Künstler, nicht aber automatisch auch für die Musikindustrie als Wirtschaftszweig gelte.

Eine Umfrage der New Yorker Columbia University ergab im Oktober, dass aktive Tauschbörsenteilnehmer in Deutschland und den USA auch deutlich mehr Geld für Musik ausgeben als Nutzer, die sich nicht daran beteiligen. Gleichzeitig belegt die Umfrage aber auch, dass die Budgets, die Sammler generell bereit sind, in ihre Musikkollektion zu investieren, insgesamt hinter die Zahlen aus CD-Zeiten zurückfallen.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: