Süddeutsche Zeitung

Umweltschutzorganisation:Greenpeace-Mitarbeiter verzockt Spendengeld

In der Finanzabteilung von Greenpeace International haben offensichtlich interne Kontrollsysteme versagt. Ein Mitarbeiter verwettete dort laut dem "Spiegel" mehrere Millionen Euro. Ein Greenpeace-Sprecher zeigt sich zerknirscht.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace lebt von Spenden und müht sich deshalb besonders um ein sauberes Image. Wer Greenpeace Geld gibt, soll es in guten Händen wissen. In den Richtlinien zur Fundraising Ethik heißt es darum auch: "Gelder werden nur eingeworben, wenn sichergestellt ist, dass sie für aktuelle oder geplante Kampagnen oder Aktivitäten eingesetzt werden, die von Greenpeace unternommen oder gefördert werden."

Doch nun wird ausgerechnet Greenpeace von einem Finanzskandal erschüttert. Ein Mitarbeiter in der Greenpeace-Zentrale in Amsterdam hat nach Angaben des Nachrichtenmagazins Spiegel bei Währungsgeschäften insgesamt 3,8 Millionen Euro verzockt.

Das Geld stamme aus Spenden, die von finanzstarken Greenpeace-Länderorganisationen - etwa der deutschen - an die Zentrale in Holland überwiesen worden seien. Konkret habe der Mitarbeiter bei Termingeschäften auf sinkende Eurokurse setzt. Doch die Wette sei nicht aufgegangen. Der Mann sei mittlerweile entlassen, zitiert das Magazin einen Sprecher von Greenpeace International.

In der Erklärung der deutschen Zentrale hieß es, die internationale Organisation arbeite mit Euro, die nationalen und regionalen Büros in ihren Landeswährungen. Im Jahr 2013 habe sich Greenpeace International entgegen sonstiger Praxis gegen die Wechselkursschwankungen abgesichert, indem es Währungen zu festen Kursen kaufte.

Ein Sprecher von Greenpeace Deutschland sagte zu Süddeutsche.de, der Fehler des Mitarbeiters hätte darin gelegen, dass er ein solches Geschäft "nicht hätte machen sollen" und die Entscheidung für ein solches Geschäft "nicht alleine hätte treffen dürfen". In Deutschland wäre das überhaupt nicht möglich gewesen, da Geschäfte oberhalb einer Grenze von 30 000 Euro mehrfach intern gegengezeichnet werden müssten.

Dem Spiegel zufolge schließt Greenpeace aus, dass sich der betreffende Finanzexperte persönlich habe bereichern wollen. "Wir können uns bei unseren Mitgliedern nur entschuldigen und auf ihr Verständnis dafür hoffen, dass auch unsere Organisation und unser Personal nicht frei von Fehlern sind", so Greenpeace im Spiegel. Der Verlust sei gravierend, aber nicht existenzbedrohend.

Im letzten vorgelegten Jahresbericht von 2012 weist Greenpeace Einnahmen von 268 Millionen Euro aus, die fast durchweg aus Spenden und Schenkungen stammen.

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