Umweltschutz:Kommt nicht mehr in die Tüte

Das Kabinett bereitet das Ende der Plastik-Tragetasche vor. Ein Verstoß gegen das Verbot wird teuer.

Von Michael Bauchmüller, Berlin

"Weniger ist mehr", heißt die Kampagne des Bundesumweltministeriums, sie soll das "Nein zur Wegwerfgesellschaft" unter die Leute bringen. Und auch weniger Gesetzentwurf geht kaum, um zu weniger Plastiktüten zu kommen: zwei Seiten ist er kurz, und im Wesentlichen richtet er sich an den deutschen Einzelhandel. "Letztvertreibern" ist es künftig verboten, Kunststofftaschen mit weniger als 50 Mikrometern in Verkehr zu bringen. Jedenfalls dann nicht, wenn sie "dazu bestimmt sind, in der Verkaufsstelle mit Waren gefüllt zu werden". Und das war die Plastiktüte, seit Jahrzehnten schon.

Noch vor vier Jahren wanderten 5,6 Milliarden davon über Ladentheken und Kassenbänder, seither sank die Zahl, auf zuletzt 1,6 Milliarden im Jahr - immer noch gut 20 Tüten pro Kopf der Bevölkerung. Nicht selten landeten die Beutel unmittelbar nach Gebrauch im Müll. "Plastiktüten sind der Inbegriff der Ressourcenverschwendung", sagt Umweltministerin Svenja Schulze (SPD). "Sie werden aus Rohöl hergestellt und oft nur wenige Minuten genutzt." Wer sich an das Verbot nicht hält, dem drohen dem Entwurf zufolge bis zu 100 000 Euro Bußgeld.

Von dem Verbot ausgenommen bleiben die sogenannten Hemdchenbeutel: sehr dünne, meist durchsichtige Tüten, in denen sich an der Obsttheke Äpfel und Birnen verpacken lassen. Für diesen Zweck gebe es keine sinnvolle Variante, die nicht wieder zu mehr Verpackungen führe. Wohl aber für die Plastiktüte, findet Schulze. "Die Zukunft ist Mehrweg", wirbt sie, und sei es mit dickwandigeren Plastiktaschen. schon nach drei Nutzungen seien die umweltfreundlicher als Einweg-Plastiktüten.

Den Grünen geht das noch nicht weit genug. "Es fehlt ein Gesamtkonzept, das Einwegplastik vermeidet und Mehrweglösungen fördert", sagt Umweltpolitikerin Bettina Hoffmann. Wer das Plastikproblem in den Griff bekommen wolle, müsse auch an Einwegverpackungen, Coffee-to-go-Becher oder Plastikschachteln für Take-away-Essen ran.

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