Umweltschutz:Kaliforniens Kampf gegen das Plastik

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Künftig nicht mehr erlaubt: Ein Kunde mit Plastiktüte in San Francisco. (Foto: Kimberly White/AFP)

Der erste US-Bundesstaat verbietet per Gesetz Einweg-Tüten zur Eindämmung der Müll-Flut. Die Republikaner sind strikt dagegen - und die Hersteller drohen mit massiven Stellenstreichungen.

Von Caspar Busse

Berlin hat es vor zwei Wochen mit einem Weltrekord ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Mehr als 3000 Besucher beteiligten sich an einer Aktion am Tempelhofer Feld und bildeten mit neun Kilometer die längste Plastiktüten-Kette der Welt. Ziel war es, auf den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung durch die Produktion von Einweg-Plastiktüten aufmerksam zu machen.

Der Kampf gegen das Plastik und die wachsende Verschmutzung durch Plastikmüll, er läuft schon eine Weile. Nun aber hat er einen neuen Schub bekommen. Als erster US-Bundesstaat hat jetzt Kalifornien Einweg-Plastiktüten aus den Geschäften verbannt. Der Gouverneur des Westküstenstaates, Jerry Brown, unterzeichnete ein entsprechendes Gesetz. Demnach dürfen von Juli nächsten Jahres an die dünnen Plastiktüten in Lebensmittelläden und Drogeriemärkten nicht mehr an Kunden ausgegeben werden. Von 2016 an sind auch kleinere Läden von dem Verbot betroffen.

Volksabstimmung über das Tütenverbot?

"Dieses Gesetz ist ein Schritt in die richtige Richtung", sagte Jerry Brown. "Es reduziert die Flut von Plastikmüll an unseren Stränden, in Naturparks und im Meer." Er hofft nun, dass andere Bundesstaaten diesem Beispiel schnell folgen werden. Supermärkte in den USA geben beim Lebensmittelkauf normalerweise dünne Plastiktüten oder wahlweise Papiertüten an ihre Kunden aus. Das Thema ist in den USA bereits ein Politikum. Die Republikaner sind strikt gegen ein Plastiktüten-Verbot - damit mische sich die Regierung in die Geschäfte kleiner und mittlerer Unternehmen ein.

Hersteller von Plastiktüten drohten bereits mit Stellenstreichungen. Die American Progressive Bag Alliance, ein nationaler Zusammenschluss von Plastiktütenherstellern, will eine Volksabstimmung über das Tütenverbot in Kalifornien erreichen, sie soll im Juli 2015 stattfinden. In TV-Werbespots warnen die Hersteller, das Verbot werde Tausende Jobs kosten. Kalifornien gewährt den Tütenherstellern Darlehen in Höhe von zwei Millionen Dollar, um ihre Produktion auf wiederverwertbare Plastiktüten umzustellen.

Auch Frankreich will die Tüten abschaffen

Mehr als 120 Kommunen und kleinere Bezirke in Kalifornien haben in den vergangenen Jahren bereits Einwegtüten abgeschafft. 2010 waren Umweltschützer aber mit einem Antrag auf ein Verbot im kalifornischen Senat noch gescheitert.

Allein in Deutschland werden laut Deutscher Umwelt-Hilfe pro Minute mehr als 11 600 Plastiktüten verbraucht, der Großteil landet schnell auf dem Müll. Die EU-Kommission diskutiert auch ein Verbot. Auch Paris will die Tüten abschaffen - auf freiwilliger Basis.

© SZ vom 02.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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