Umweltschutz:Grundwasser an vielen Orten durch Nitrat verunreinigt

Bauer düngt Feld

Ein Landwirt bringt Gülle auf einem verschneiten Feld bei Seiffen im Erzgebirge aus. Das Umweltministerium will mit strengeren Regeln für die Landwirtschaft die Nitratbelastung senken.

(Foto: Jan Woitas/dpa)
  • Grundwasser mit einer Nitratkonzentration von über 50 Milligramm pro Liter gilt als potenziell gesundheitsgefährdend.
  • Dieser Grenzwert wird in Deutschland an mehr als einem Viertel der Messstellen überschritten.
  • Bundesumweltministerin Barbara Hendricks will deshalb die Düngeregeln für die Landwirtschaft verschärfen.

Die Nitratwerte im deutschen Grundwasser sind nach wie vor an vielen Orten zu hoch: An 28 Prozent der berücksichtigten Messstellen sollen die Grenzwerte für den gesundheitsschädlichen Düngestoff überschritten worden sein. Das geht aus einem Bericht der Bundesregierung an die EU-Kommission hervor, aus dem die Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) zitiert. Die Zahlen stammen aus dem neu geschaffenen EU-Nitratmessnetz mit deutschlandweit 697 Grundwasser-Messstellen, die sich in der Nähe landwirtschaftlich genutzter Flächen befinden.

In den vergangenen Jahren seien in Deutschland bei der Nitratbelastung "keine wesentlichen Veränderungen" erzielt worden, heißt stellt der Regierungsbericht demnach fest. Problematisch ist den Befunden zufolge auch das hohe Vorkommen von Phosphor, das über landwirtschaftliche Flächen letztlich in Nord- und Ostsee gelange und dort das Algenwachstum begünstige. 65 Prozent der Messstellen an Seen und Flüssen sollen derzeit überhöhte Werte aufweisen.

Bundesumweltministerium sieht Landwirtschaft als Ursache

Verursacher ist aus Sicht des Bundesumweltministeriums die Landwirtschaft, die Nährstoffe in Form von Gülle oder Kunstdünger auf die Felder befördert. Es sei "im Sinne unseres Gemeinwohls, wenn wir hier stärker als bisher gegensteuern", sagte Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) der NOZ.

Das gehe nur mit "verschärften Düngeregeln", sagte die SPD-Politikerin. Sie verwies auf die 2016 fertiggestellte Novelle des Düngerechts, die allerdings noch nicht in Kraft getreten ist. "Die intensivierte Landwirtschaft kommt uns immer wieder teuer zu stehen", sagte Hendricks. Das Übermaß an Nährstoffen gefährde die Artenvielfalt. Zusätzliche Kosten für die Trinkwasserversorgung seien nicht ausgeschlossen, auch wenn hier bislang keine Beeinträchtigung festzustellen sei.

EU verklagt Deutschland wegen Verstößen gegen Nitratrichtlinie

Im November hatte die EU-Kommission die Bundesrepublik wegen Verstößen gegen die EU-Nitratrichtlinie verklagt. Noch im Januar muss die Bundesregierung darauf eine Erwiderung übermitteln. Im Falle einer Verurteilung drohen Deutschland hohe Geldstrafen.

Nitrat hilft Pflanzen beim Wachsen und wird häufig als Düngemittel eingesetzt. Überhöhte Mengen von Nitrat führen allerdings zu starken Wasserverunreinigungen und verringern die biologische Vielfalt in den Gewässern. Eine Nitratkonzentration von über 50 Milligramm pro Liter kann nach Angaben der EU-Kommission erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Menschen haben: Im Körper wird es zu Nitrit umgewandelt, dass den Sauerstofftransport im Blut blockiert. Bedenklich ist das insbesondere für Schwangere und Kleinkinder.

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