UMTS:Ein Funken Hoffnung

Lange haben die mobilfunkbegeisterten Deutschen darauf gewartet. Jetzt ist es soweit: Zögerlich beginnt auch hierzulande das UMTS-Zeitalter. Allerdings anders, als sich die Betreiberfirmen das einmal vorgetellt hatten.

Von Judith Raupp

Seit dieser Woche bietet Vodafone Steckkarten für Laptops an, die mit dem Übertragungsstandard Universal Mobile Telecommunications System - kurz: UMTS - funktionieren.

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(Foto: Foto: dpa)

Die Karte erlaubt es, zehn Mal schneller im Internet zu surfen als bisher. Zurzeit kann man zwar schon von unterwegs, also ganz ohne Übertragungskabel und Festnetzbuchse, mit dem Laptop ins Internet.

Ein herkömmliches Handy dient dabei oft noch als Modem. Nun, mit der UMTS-Karte, ist aber kein zusätzliches Telefon mehr nötig. Die Technologie ist in 200 Städten verfügbar. In anderen Regionen schaltet die Karte auf herkömmliche Übertragungstechniken um.

Den Start von UMTS haben sich die Mobilfunker und Konsumenten allerdings anders vorgestellt. Die Manager hatten die neuen Dienste schon für 2002 versprochen.

Und vor allem: Sie sollten auf superschnellen Handys daherkommen. Die Mobiltelefone der Zukunft sollten Musik und bunte Bilder herunterladen, E-Mails verschicken können und flugs den Zugang zum Internet gewähren.

Jetzt, mit einer Verspätung von zwei Jahren, kommt UMTS zwar - aber ohne Telefone. In nennenswerter Stückzahl werden die Handys erst zu Weihnachten in den Geschäften eintreffen.

Die Mobilfunkgesellschaften fangen das UMTS-Geschäft mit Laptops an. Das ist technisch um einiges leichter. Wer am Computer arbeitet, läuft in der Regel nicht herum. Die Funkverbindung bleibt auf einen Ort konzentriert. Anders ist das bei den Handy-Nutzern. Sie bewegen sich oft. Die Funkverbindung muss mitwandern. Genau das klappt aber bei den UMTS-Handys noch nicht reibungslos.

Technische Probleme haben auch den Kunden in Italien und Großbritannien den Einstieg in die UMTS-Welt vergällt. Verbindungen brachen ständig zusammen, Akkus entleerten sich in Windeseile.

Das hat die Handynutzer erzürnt. Der Hongkonger Konzern Hutchison Whampoa, der UMTS-Telefone in Europa seit März 2003 anbietet, musste die Preise massiv senken. 450.000 Engländer und Italiener haben bisher ein UMTS-Handy gekauft. Hutchison hat mehr erwartet.

Deutsche Mobilfunk-Manager begründen die Verspätung gern mit den Erfahrungen im Ausland. Erst wenn die Qualität der UMTS-Handys stimme, wolle man sie den Kunden anbieten.

Allerdings hat die Verzögerung noch einen anderen Grund: Die Netzbetreiber mussten im Jahr 2000 die Lizenzen für die UMTS-Technologie vom Staat ersteigern. Sechs Unternehmen haben damals zusammen 50 Milliarden Euro bezahlt - zu viel, wie man heute weiß.

Zwei Mobilfunkgesellschaften haben ihre UMTS-Pläne aufgegeben, weil die Kreditlast, die seit der UMTS-Auktion drückt, ins Unermessliche stieg. Die Unternehmen bekamen das Kapital nicht mehr zusammen, um ihre Netze zu bauen.

Die vier übrigen Mobilfunkgesellschaften T-Mobile, Vodafone, E-Plus und O2 stellen die UMTS-Antennen zunächst nur in Großstädten auf, um Geld zu sparen. So ist der verhaltene Start bezeichnend für das ganze UMTS-Geschäft: Es wird keinen lauten Knall geben, aber nach den großen Versprechen kleine Angebote in langsamen Schritten.

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