Umstrukturierungen bei VW:Winterkorn greift im Auto-Imperium durch

VW-Chef Winterkorn will etliche Top-Jobs neu besetzen. Betroffen sind das China-Geschäft, die Allianz der Lastwagentöchter MAN und Scania und der Audi-Vorstand. Mit den Umstrukturierungen verfolgt das Unternehmen ein Ziel - endlich an General Motors vorbeiziehen.

Kristina Läsker

Seit Wochen hatte es hinter den Kulissen geknirscht. Jetzt will Volkswagen in einer Hauruck-Aktion etliche Spitzenposten neu besetzen, Strukturen ändern und den Weg an die Spitze der Autobranche ebnen. Das Ziel: mit Vollgas bis 2018 am Weltmarktführer GM vorbeiziehen. Betroffen von dem groß angelegten Umbau sind die Leitung des für VW extrem wichtigen China-Geschäfts, die Allianz der Lastwagentöchter MAN und Scania und die Führung der Tochter Audi. Das verlautete aus Konzernkreisen.

VW-Chef Winterkorn wird 65

VW-Chef Martin Winterkorn will hart durchgreifen und etliche Top-Jobs neu besetzen.

(Foto: dpa)

Der Aufsichtsrat von Europas größtem Autokonzern soll die Rochade an diesem Freitag in einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung beschließen. VW wollte sich nicht dazu äußern.

Eine der wichtigsten Entscheidungen betrifft das China-Geschäft. Längst bezeichnet VW-Chef Martin Winterkorn die Volksrepublik als "zweite Heimat", zuletzt wurde fast jedes dritte Fahrzeug dort verkauft. Diese Bedeutung wird sich nun an der Spitze widerspiegeln. Für das China-Geschäft werde ein neuer Vorstandsposten geschaffen, berichtet der Spiegel. Anders als gedacht soll das Ressort aber nicht mit China-Chef Thomas Neumann besetzt werden. Dabei galt der ehemalige Conti-Chef lange als Kronprinz und Anwärter für die Nachfolge von Winterkorn. Zuletzt aber hatten sich die Schwierigkeiten gehäuft.

Qualitätsprobleme bei Direktschaltgetrieben hatten chinesische Kunden verärgert. Schließlich hatte VW wegen des politischen Drucks sogar die Gewährleistung für die Getriebe verlängert. Ein teurer Schritt, der bis zu 400 Millionen Euro kosten könnte, heißt es. Es ist eine Panne, die Neumanns Träume von der Spitze ebenfalls haben platzen lassen. Unklar ist, ob sich der Automanager mit einer untergeordneten Position wird abspeisen lassen - oder ob er Volkswagen verlässt.

Lastwagen-Töchter sollen mehr Gewinn bringen

Ein weiterer Umbau betrifft die Lastwagen-Allianz. Seit Monaten spielt der Konzern durch, wie er seine Tochter Lkw-Nutzfahrzeuge und die Beteiligungen an Scania und MAN gewinnträchtig vereinen kann. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen die Mehrheit an MAN übernommen, um eine schlagkräftige Lkw-Allianz gegen Volvo und Daimler zu bilden. Scania gehört bereits zum Auto-Imperium der elf Marken. Doch für Winterkorn und Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch kommen diese Pläne deutlich zu langsam voran. Beide wollen der Allianz nun neuen Schwung verleihen.

Gemäß dem Handelsblatt soll dazu der schwedische Scania-Chef Leif Östling in den VW-Vorstand in der Zentrale in Wolfsburg aufrücken und dort Nutzfahrzeugvorstand Jochem Heizmann ersetzen. Dennoch könnte sich das eigentliche Machtzentrum des Nutzfahrzeugverbunds bald in München bei MAN befinden.

Wie schon bekannt, ziehen der Audi-Vorstand Ulf Berkenhagen und der langjährige VW-Personaler Jochen Schumm in die Führung von MAN ein. Berkenhagen soll von dort aus den Einkauf der Lkw-Bauer koordinieren - hier lässt sich gemeinsam viel Geld sparen. Schumm soll dafür sorgen, dass bei MAN bald eine ähnlich starke Mitbestimmung gelebt wird, wie in den deutschen VW-Werken. Es sind klare Zeichen, dass die VW-Spitze kräftig in das Lastwagen-Geschäft hineinregieren will.

Eindeutige Signale der VW-Mutter

Auch das Management bei der Premium-Tochter Audi in Ingolstadt wird neu geordnet. Neben Berkenhagen wird wohl auch Audi-Vertriebschef Peter Schwarzenbauer aus dem Vorstand ausscheiden. Er wird von Ex-Fiat Manager Luca de Meo ersetzt. Audis Entwicklungschef Michael Dick wiederum soll von Wolfgang Dürheimer abgelöst werden, der bisher Markenvorstand für Bentley und Bugatti im VW-Konzern ist. Beide bekommen einen Spezialauftrag: Sie sollen für die Integration von Ducati sorgen. Audi hatte den italienischen Motorradbauer erst kürzlich übernommen.

Die Signale sind überall dieselben: für das China-Geschäft, wie für die Lkw-Allianz und Audi: Die Konzernmutter Volkswagen wird weiter hart durchgreifen, um an die Spitze zu gelangen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: