Umstrittener Umgang mit Leiharbeit:Schlecker lenkt ein

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Der öffentliche Druck wurde zu groß. Kurz nachdem Schlecker seine Arbeitsverhältnisse mit Leiharbeitern noch verteidigt hatte, will die Drogeriekette die Praxis nun beenden.

Nach heftiger Kritik aus der Politik will die Drogeriekette Schlecker ihre Zusammenarbeit mit einer umstrittenen Leiharbeitsfirma auslaufen lassen. Mit dem Unternehmen sollten keine neuen Verträge abgeschlossen werden, teilte ein Sprecher von Schlecker mit.

Die Drogeriekette Schlecker steht wegen ihrer Aufträge an die Leiharbeitsfirma Meniar unter Druck. Das Unternehmen soll nun keine Aufträge mehr erhalten. (Foto: Foto: ddp)

Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) hatte zuvor angekündigt, die Beschäftigungspolitik von Schlecker unter die Lupe nehmen zu wollen.

Vorwurf der systematischen Tarifflucht

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi wirft dem Drogeriediscounter vor, kleinere Filialen zu schließen, den Angestellten zu kündigen und für neu eröffnete sogenannte XL-Märkte Personal fast ausschließlich über die Leiharbeitsfirma Meniar zu deutlich schlechteren Bedingungen einzustellen.

Anstelle des im Einzelhandel geltenden Tariflohns von 12,70 Euro erhielten die neu Eingestellten nur 6,78 Euro, sagte Achim Neumann von Verdi. Zudem würden weder Urlaubs- noch Weihnachtsgeld gezahlt, auch der Urlaubsanspruch falle deutlich geringer aus. Bislang habe Meniar mit Sitz in Zwickau etwa 4300 Beschäftigte an Schlecker vermittelt.

Von der Leyen hatte erklärt, ihr Ministerium werde die Vorgänge bei Schlecker "genau prüfen". "Die Kernfrage ist, ob Gesetze verletzt oder umgangen worden sind." Sollte sich dabei herausstellen, dass es "Schlupflöcher und Lücken im Gesetz" gebe, dann müsse das Gesetz zur Leiharbeit ergänzt werden.

Der nordrhein-westfälische Arbeitsminister Karl Josef Laumann (CDU) hatte zuvor dem Unternehmen in einem Brief an die Schlecker-Mitarbeiter systematische Tarifflucht vorgeworfen, die "das soziale Gefüge in Schieflage" bringe, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet hatte.

Leiharbeit sei dazu da, betriebliche Auftragsspitzen abzufangen oder im Falle von Urlaub oder Krankheit Vertretungen bereitzustellen. Sie dürfe nicht dazu missbraucht werden, "um mit ihrer Hilfe Stammbelegschaften zu ersetzen".

Öffentliche Diskussion

Schlecker hatte die Vorwürfe zunächst zurückgewiesen und Verdi einer "Desinformations- und Diffamierungskampagne" bezichtigt.

Die in den XL-Märkten Beschäftigten würden "in vielen Fällen" Stundenlöhne von "bis zu 13 Euro und mehr" erhalten. Von Niedriglöhnen oder gar Lohndumping könne keine Rede sein. Zudem sollten die XL-Märkte die herkömmlichen Schlecker-Geschäfte nicht ersetzen, sondern ergänzen.

Die Debatte habe die Drogeriemarktkette "bisher nicht nachvollziehen können", erklärte der Unternehmenssprecher. Um die öffentliche Diskussion um die Beschäftigung von Leiharbeitnehmern der Firma Meniar zu beenden, habe Schlecker jedoch beschlossen, "mit sofortiger Wirkung keine neuen Arbeitnehmerüberlassungsverträge" mit der Firma mehr abzuschließen.

© sueddeutsche.de/AFP/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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