Eine Mehrheit der Deutschen spricht sich für schärfere Klimaschutzmaßnahmen aus. 58 Prozent der Männer und Frauen über 18 Jahren sind dafür, wie aus einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln (IW) hervorgeht. Wenn es allerdings um die konkreten Schritte geht, sind die Befragten deutlich zögerlicher mit ihrer Zustimmung. Nur 30 Prozent bejahen die Aussage zu, dass die ökologischen Kosten bei Produkten, Gütern und Diensten in den Preis einfließen sollten.
„Nicht nur Verbote führen zu Widerstand. Auch Klimapolitik über höhere Preise birgt hohe Akzeptanzrisiken“, sagt IW-Forscher Matthias Diermeier dazu. Zwar wünsche man sich vom Staat eine Politik, die den Klimaschutz fördere. Diese Politik solle aber „möglichst am eigenen Geldbeutel vorbeigehen“.
Die höchste Akzeptanz für höhere Preise gibt es noch bei Flugreisen: 62 Prozent der Befragten fänden das in Ordnung. Bei Benzin und Diesel sind jedoch nur 33 Prozent mit Mehrkosten einverstanden. Bei den Heizkosten wären nur 18 Prozent bereit, Preissteigerungen zu akzeptieren. Selbst bei Sympathisanten der Grünen gibt es demnach keine Mehrheit dafür.
Die Auswertungen basieren auf einer IW-Umfrage vom Dezember 2024. An dem Online-Panel beteiligten sich rund 3300 Menschen ab 18 Jahren in Deutschland.
Klimageld oder Strompreissenkung werden als Entlastungen für Verbraucher diskutiert
„Je höher die direkte Betroffenheit im Alltag wie beim Autofahren oder Heizen, desto geringer ist die Akzeptanz, mehr dafür zu zahlen“, sagt IW-Forscherin Adriana Neligan. Der CO₂-Preis ermögliche klimafreundlicheres Konsum- und Investitionsverhalten ohne Verbote. „Deswegen ist es wichtig, dass die neue Bundesregierung dieses marktwirtschaftliche Steuerungsinstrument gezielt nutzt, aber auch transparent darüber informiert und zielgenaue Kompensationsmechanismen einführt“, sagte Neligan.
Zur Kostendämpfung werden in der politischen Diskussion derzeit ein an die Bürger ausgezahltes Klimageld – das sich aus zusätzlichen Einnahmen aus dem steigenden CO₂-Preis speist – und eine Strompreissenkung gegeneinander abgewogen. Während das Klimageld eine direkte Kompensation für höhere CO₂-Preise darstellt, federn Strompreissenkungen indirekt ab. „Ein Klimageld könnte die Akzeptanz der CO₂-Bepreisung steigern – in der Bevölkerung bestehen jedoch große Unklarheiten über den Mechanismus“, so das Institut.
Strompreisentlastungen würden einen zusätzlichen Klimaschutzeffekt haben, da die Elektrifizierung günstiger werde – etwa Wärmepumpen und E-Autos, erklärte das IW. Zentral für die kommende Bundesregierung werde sein, über einen CO₂-Preis zu steuern und transparent zu informieren. Dabei müssten überproportionale Belastungen gerade für Niedrigverdiener möglichst zielgerichtet abgefedert werden.