Umbau bei Autohersteller:Produktionsvorstand muss Volkswagen verlassen

Porsche-Chef Macht vor Wechsel zu VW?

Da stand er noch an der Spitze: Michael Macht 2010 in einem Porsche Boxster Spyder - er war damals Vorstandschef des Herstellers aus Zuffenhausen.

(Foto: dpa)

Bei Porsche folgte er als Chef auf Wendelin Wiedeking, bei Volkswagen lief es zuletzt nicht mehr gut für ihn: Der Maschinenbauer und Produktionsvorstand Michael Macht verlässt VW.

Von Kristina Läsker

Volkswagen steckt mitten im Umbruch. Vor zweieinhalb Wochen verdonnerte Martin Winterkorn, Chef von Europas größtem Autobauer, seine Leute in Brandreden zum Sparen. Grund: VW wächst und wächst, doch ausgerechnet die Kernmarke VW wirft nur magere Gewinne ab. Nun soll die marke - sie verkauft Modelle wie Golf und Passat und erzielt fast die Hälfte vom Umsatz - bis 2017 fünf Milliarden Euro pro Jahr an Kosten sparen und die Rendite auf sechs Prozent verdreifachen. "Deshalb gilt es jetzt Maßnahmen zu ergreifen, die deutlich, wirksam und auch schmerzhaft sind", sagte Winterkorn kürzlich. Da ahnte noch keiner, wie schnell das Ganze wahr werden würde.

Am Freitag folgte die erste Aktion, die klar als "schmerzhafte Maßnahme" erkennbar ist: Produktionsvorstand Michael Macht werde sein Mandat sofort niederlegen, teilte VW mit. Darauf hätten sich Top-Manager und Aufsichtsrat "einvernehmlich verständigt".

Der Rauswurf des 53-Jährigen kommt mehr als ein Jahr vor Vertragsablauf. Der Ex-Chef von Porsche war im Oktober 2010 von Zuffenhausen nach Wolfsburg in den Konzernvorstand umgesiedelt. Sein Fünfjahresvertrag sollte im Oktober 2015 enden. Wie plötzlich der Abgang kam, zeigt sich daran, dass noch kein Nachfolger benannt ist. Bis einer gefunden ist, soll Thomas Ulbrich die Aufgaben kommissarisch übernehmen, er ist Produktionsvorstand der Marke VW.

Zuletzt war Macht immer stärker unter Druck geraten. Ärger gab es etwa um teure Zwangspausen bei der Fertigung des neuen Golf: Ausgerechnet beim Bestseller des Konzerns hat die Produktion in Wolfsburg zuletzt oft gestockt. Es gab unangenehme Engpässe, die Ursachen sollen in der hohen Zahl der Modell-Varianten liegen.

Winterkorn kritisierte die Produktion heftig

Reibung gibt es auch beim so genannten Modularen Querbaukasten. Auf diesem Produktionssystem sollen einmal bis zu vier Millionen Autos mehrerer Marken wie VW, Audi und Skoda gebaut werden. Durch die vielen Gleichteile soll Geld gespart werden, doch bisher ist die Einführung bloß kompliziert und teuer. Heftig hatte Konzernchef Winterkorn zuletzt die Prozesse in der Produktion kritisiert. "Die Planungen der Anlagen sind oft zu groß, zu komplex und zu teuer. Zudem ist die volle Verfügbarkeit häufig erst mit Verspätung gewährleistet", sagte er.

Der Betriebsrat sieht die Fehler dafür im Top-Management. "Niemand hier muss meinen, dass er die Belegschaft jetzt auch noch für die mangelhaften Prozesse und technischen Probleme in der Fertigung haftbar machen kann", sagte Betriebsratschef Bernd Osterloh kürzlich. "Meine Damen und Herren des Managements, machen Sie endlich Produktivität durch funktionierende Anlagen."

Für Michael Macht, der Großteile seiner Karriere bei Porsche durchlaufen hat, ist es jedenfalls ein tiefer Fall. 1990 hatte er als Fachreferent für Motorenplanung begonnen. Als der schillernde Wendelin Wiedeking 1992 die Leitung von Porsche übernahm, wurde Macht seine rechte Hand. Gemeinsam führten sie die schlanke Produktion japanischer Autofirmen sein, später wurde Macht selbst zum Chef. Das Lob für ihn beschränkte sich am Freitag auf zwei knappe Sätze von Firmenchef Winterkorn: "Michael Macht hat das Volkswagen Produktionssystem weiterentwickelt. Wir danken ihm für seine Leistung."

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