Überraschender Führungswechsel:Credit Suisse beruft neuen Chef

The Davos World Economic Forum 2015

Wird neuer Chef der Credit Suisse: Tidjane Thiam.

(Foto: Bloomberg)
  • Die zweitgrößte Bank der Schweiz, Credit Suisse, wechselt ihren Chef aus.
  • Brady Dougan bleibt noch bis Juni im Amt, dann soll Tidjane Thiam folgen.
  • Thiam ist derzeit Chef des britischen Versicherers Prudential.
  • Dougan hatte sich in der Finanzkrise Anerkennung erworben, war aber wegen seines Umgangs mit den US-Behörden in die Kritik geraten.

Dougan geht, Thiam kommt

Es ist ein überraschender Führungswechsel bei der Schweizer Großbank Credit Suisse: Der bisherige Chef des Instituts, Brady Dougan, tritt zurück. Sein Nachfolger wird der bisherige Chef des britischen Versicherers Prudential, Tidjane Thiam. Dougan, der seit 2007 an der Spitze der zweitgrößten Schweizer Bank steht, soll bis Juni im Amt bleiben, um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Einen Grund für den Rücktritt des 1959 geborenen Amerikaners Dougan nannte Credit Suisse nicht. "Ich danke Brady Dougan für seinen außergewöhnlichen Einsatz und außerordentlichen Leistungen in mehr als 25 Jahren für die Bank", sagte Verwaltungsratspräsident Urs Rohner. Dougan habe Credit Suisse trotz sehr anspruchsvoller Rahmenbedingungen für die Finanzbranche auf Kurs gehalten und schwierigste Herausforderungen gemeistert.

Überlebender der Finanzkrise

Dougan gehörte zu den wenigen Chefs internationaler Großbanken, die nach der Finanzkrise im Amt blieben. Wie er Credit Suisse durch die Turbulenzen nach der Lehman-Pleite lenkte, brachte ihm Anerkennung bei Investoren ein.

Kritik nach Rekord-Strafzahlung in den USA

Rücktrittsforderungen kamen allerdings im vergangenen Jahr auf, nachdem sich Credit Suisse im Steuerstreit mit den US-Behörden auf einen Vergleich geeinigt hatte. Das Bankhaus zahlte die höchste Geldstrafe in der Schweizer Bankengeschichte und gab ein Schuldbekenntnis ab, sicherte sich dafür aber die wichtige Lizenz in New York. Außerdem kritisierten Analysten Dougan, weil er anders als der heimische Rivale UBS an seiner Strategie im Investmentbanking festhielt.

Neuer Chef war Politiker und kommt aus der Versicherungsbranche

Der künftige Credit-Suisse-Chef Thiam ist bislang Chef des Versicherungskonzerns Prudential - und darin auch erfolgreich. Er habe mit internen und externen Kandidaten im Auswahlprozess in Konkurrenz gestanden, am Ende habe man sich für ihn als neuen Chef entschieden, heißt es von Credit Suisse.

Thiam wurde in der Elfenbeinküste geboren und wuchs in Frankreich auf. Er studierte an den Eliteuniversitäten École Polytechnique und École Nationale Superieure des Mines de Paris. Nach einer mehrjährigen Tätigkeit bei der Unternehmensberatung McKinsey in Paris und New York arbeitete er in der Elfenbeinküste für die Regierung, zuletzt als Minister für Planung und Entwicklung. Später arbeitete Thiam in leitenden Funktionen für die Versicherungsgesellschaft Aviva. Bei der Prudential-Gruppe war er zuerst Finanzchef, 2009 übernahm er dann die Konzernleitung.

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