Überraschende Ankündigung:Schaeffler strebt an die Börse

  • Der Familienkonzern Schaeffler plant die Erstnotiz seiner Aktie bereits für den 5. Oktober. Die Ankündigung des Autozulieferers aus Herzogenaurauch kam überraschend.
  • Mit dem Erlös aus dem Teil-Börsengangs sollen Schulden abgebaut werden.
  • Die Mehrheit und damit die Macht im Unternehmen behalten aber auch künftig die bisherigen Eigentümer Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg.

Von Caspar Busse

Teil-Börsengang am 5. Oktober

Das Projekt lief unter größter Geheimhaltung am Montagmorgen dann die Überraschung: Der Autozulieferer Schaeffler aus dem fränkischen Herzogenaurach - bisher im Familienbesitz - geht an die Börse. Bereits in zwei Wochen, am 5. Oktober, soll es soweit sein. Dann wird die neue Schaeffler-Aktie erstmals in Frankfurt notiert.

Durch den Verkauf der Firmenanteile könnten insgesamt bis zu drei Milliarden Euro in die Kassen kommen, sagen Insider. Der Börsengang könnte damit einer der größten in Deutschland seit langer Zeit werden. Das frische Geld soll vor allem zum Schuldenabbau verwendet werden, teilte Schaeffler mit.

Die Familie bleibt an der Macht

Viel ändern wird sich im Unternehmen allerdings wohl nicht. Denn die bisherigen Eigentümer Maria-Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg werden auch künftig das uneingeschränkte Sagen haben. Angeboten werden im Rahmen des Börsengangs nämlich nur stimmrechtslose Vorzugsaktien. Zudem sollen auch künftig deutlich mehr als 50 Prozent der Aktien in Familienbesitz bleiben. Die neuen Aktionäre sollen deshalb mit hohen Dividenden und möglichen Kursteigerungen geködert werden.

Schaeffler ist eines der größten deutschen Familienunternehmen: Zuletzt lag der Umsatz bei rund zwölf Milliarden Euro, erwirtschaftet von etwa 84 000 Mitarbeitern. Die Firma liefert vor allem der Autoindustrie viele Komponenten zu, etwa Wälzlager. Aber auch mit Herstellern von Windkraftanlagen und anderen Maschinenbauern ist Schaeffler im Geschäft.

Alte Schulden aus gescheiterter Conti-Übernahme

Zudem hält die Familie knapp 50 Prozent am Dax-Unternehmen Continental. Der Übernahmekampf um den Konzern hatte Schaeffler vor einigen Jahren in die Schlagzeilen gebracht. Mitten in der Überraschungsaktion kam den Franken allerdings die Finanzkrise dazwischen, letztlich übernahmen sie sich mit dem riskanten Milliardengeschäft.

Seitdem leidet das Unternehmen unter seiner hohen Schuldenlast. Mit dem Börsengang soll nun auch eine Refinanzierung aller Verbindlichkeiten erfolgen, teilte Schaeffler mit. Die Eigentümerfamilie gilt als eine der reichsten in Deutschland. Nach Angaben eines Firmensprechers lastet auf der Schaeffler AG aber ein Schuldenberg von 6,2 Milliarden Euro. Die Schulden der Schaeffler-Holding, also der Dachgesellschaft, bezifferte er am Montag mit 3,6 Milliarden Euro.

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