Nur noch wenige Tage, dann ist es soweit: An diesem Samstag öffnet das 181. Oktoberfest. Der neue Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter hat angeblich schon Geheimtraining genommen, damit das Anzapfen des ersten 200-Liter-Wiesn-Bierfasses am Samstag um Zwölf im Schottenhamel-Zelt auch reibungslos gelingt. Gut zwei Wochen lang kommen insgesamt mehr als sechs Millionen Besucher zum größten Volks- und Bierfest der Welt auf die Theresienwiese.
Das große Geschäft mit dem Bier läuft, nicht nur in München, auch weltweit. Die Brauereikonzerne der Welt werden immer größer, wachsen durch immer neue, milliardenschwere Übernahmen: International wird das große Bier-Monopoly gespielt. Gerade erst wurde eine neue Runde eingeläutet. Am Wochenende hatte SAB Miller, die Nummer Zwei der Welt, dem Nächstplatzierten, der niederländischen Heineken-Brauerei, ein Milliarden-Kaufangebot unterbreitet.
Ein Mega-Kauf bahnt sich an
Doch die Familie, die knapp die Mehrheit an der Brauerei kontrolliert, schließt einen Verkauf kategorisch aus. Sie wolle "das Erbe und die Identität von Heineken als unabhängiges Unternehmen bewahren". Die Familie und Heineken seien davon überzeugt, dass das Unternehmen alleine weiter wachsen werde, heißt es in einem Schreiben an SAB Miller.
Bitter für das Unternehmen aus Großbritannien mit den Hauptmarken Miller, Foster's, Peroni, Pilsener Urquell. Denn jetzt interessiert sich die Nummer Eins der Welt, Anheuser-Busch Inbev, für SAB Miller. Es werde bereits mit Banken verhandelt und mit Hochdruck an einem Angebot gearbeitet, berichtet das Wall Street Journal. Noch ist es nicht soweit, aber es wäre ein Mega-Kauf, der mehr als 120 Milliarden Dollar kosten würde. Der Preis könnte sogar noch steigen, denn SAB Miller will die Übernahme offenbar unbedingt verhindern. Anleger freuen sich, Bier-Aktien stiegen am Montag weltweit.
AB Inbev, mit großem Abstand Weltmarktführer (Grafik), weiß wie so was geht. Denn in den vergangenen Jahren ist das belgisch-brasilianische Unternehmen mit inzwischen mehr als 150 000 Mitarbeitern und fast 20 Prozent Marktanteil immer wieder sehr aggressiv mit Übernahmen gewachsen. Inzwischen gehören Marken wie Beck's, Budweiser, Corona, Stella Artois oder Leffe dazu. Weltweit konzentriert sich der Braukonzern auf vier der rund 200 Biermarken. Die übrigen werden dann national oder regional angeboten. Die Strategie geht auf, der Umsatz steigt.
Die weltweite Bierbranche kämpft mit Überkapazitäten. In traditionellen Märkten, etwa in Deutschland, geht der Bierkonsum schon seit Jahren zurück, trotz eines Zwischenhochs in diesem Sommer während der Fußball-WM. Anfang der Neunzigerjahre trank jeder erwachsene Deutsche im Durchschnitt mehr als 140 Liter Bier pro Jahr, heute sind es nur noch leicht über hundert Liter pro Jahr.
Kosten für Rohstoffe, Transport, Energie und Löhne steigen, die Preise aber sind unter Druck. Gleichzeitig wächst weltweit der Durst und damit der Absatz in den sich entwickelnden Märkten, in Asien oder in Afrika. Die Großen, unter ihnen übrigens kaum noch deutsche Brauereien, wollen sich mit Übernahmen in diesem schwierigen Markt stärken.
Neue Chancen für regionale Anbieter
Die Macht der Großen wird also immer größer. Das aber bringt für kleine Anbieter neue Chancen. In Deutschland etwa können gerade kleine Heimatbrauereien punkten und beim Absatz zulegen. Sie sind regional verankert und habe eine treue Kundschaft, die auch bereit ist, höhere Preise zu zahlen. Insgesamt gibt es in Deutschland heute noch rund 1300 Braustätten.
Und auch in den USA und in anderen Märkten haben sogenannte Micro-Brewerys erstaunliche Erfolge, sie produzieren für den lokalen Markt und treffen damit den Geschmack der Kunden. Besonders schwer haben es also derzeit mittelgroße Anbieter, nicht nur in Deutschland.
Auch nach München haben die großen Konzerne schon expandiert. Die Traditionsmarken Löwenbräu, Spaten und Franziskaner sind noch in München, gehören aber bereits zu AB Inbev. Paulaner und Hacker-Pschorr werden von der Brau Holding International in München gesteuert, an der mit 50,1 Prozent die Schörghuber-Gruppe und mit 49,9 Prozent Heineken beteiligt sind.
Hofbräu gehört dem Freistaat, nur die Augustiner-Brauerei ist noch in Privatbesitz. Aber eines gilt nach wie vor: Beim Oktoberfest darf von Samstag an nur Bier aus München ausgeschenkt werden.