Übernahmen:Zehn Milliarden für Qiagen

Zuwachs für sächsische Biotech-Branche

Eine Mitarbeiterin prüft DNA-Proben: Qiagen und die Dresdner Biotype GmbH arbeiten zusammen. Bald bekommt Qiagen neue Eigentümer.

(Foto: Jan Woitas/dpa)

Deutschlands größtes Biotechunternehmen wird verkauft - gut für die Aktie.

Das größte deutsche Biotechunternehmen wandert nach monatelangem Ringen in amerikanische Hände: Qiagen soll für 10,4 Milliarden Euro an den US-Laborausrüster Thermo Fisher verkauft werden. Eine entsprechende Vereinbarung hätten die Vorstände und Kontrollgremien beider Firmen geschlossen, teilte Qiagen mit. Thermo Fisher bietet 39 Euro je Qiagen-Aktie, ein Aufschlag von fast 23 Prozent auf den aktuellen Kurs. Dieser bewegte sich am Dienstag bei knapp 38 Euro, ein Plus von fast 19 Prozent im Vergleich zum Montag.

Spekulationen über eine Übernahme von Qiagen, die Aktie ist im Nebenwerteindex MDax notiert, gab es schon länger. Dabei galt vor allem Thermo Fisher als Interessent. Der US-Laborausrüster hat einen Börsenwert von mehr als 121 Milliarden Dollar und erzielte im vergangenen Jahr mit mehr als 75 000 Mitarbeitern einen Umsatz von über 25 Milliarden Dollar.

Qiagen wurde 1984 gegründet und ist seit 1997 an der Frankfurter Börse notiert. Das gemessen am Umsatz von 1,53 Milliarden Dollar größte deutsche Biotechunternehmen beschäftigt 5100 Mitarbeiter, davon 1500 in Deutschland. Im November 2019 hatte Qiagen über verschiedene Übernahmeofferten berichtet. Wie viele Interessenten es genau waren und von wem die Angebote kamen, gab das Unternehmen nicht bekannt. Thermo Fisher hatte aber als aussichtsreichster Kandidat gegolten.

Doch im Dezember hatte die Führung des Biotechunternehmens einem Verkauf eine Absage erteilt. Qiagen wolle doch eigenständig bleiben, da die verschiedenen Alternativen "nicht überzeugend" gewesen seien, hieß es. Das hat sich mit der Offerte von Thermo Fisher offenbar geändert. Qiagen hat zudem einige Probleme: Das auf Tests zum Nachweis von Krankheiten und auf Laborgeräte spezialisierte Unternehmen hatte 2019 mehrmals seine Prognosen verfehlt. Vorstandschef Peer Schatz kündigte Anfang Oktober überraschend seinen Rücktritt an. Noch gibt es keinen Nachfolger für Schatz, der 15 Jahre Chef des Unternehmens war.

Qiagen hatte mit dem Rücktritt von Schatz auch einen Strategiewechsel und eine Umstellung seines Produktionsnetzwerks angekündigt. Das Unternehmen wollte die Entwicklung seines DNA-Sequenzierungssystems GeneReader beenden, in das Qiagen einst hohe Hoffnungen gesetzt hatte. Seine Entwicklungsarbeiten in diesem Geschäftsfeld wollte der Konzern auf eine Zusammenarbeit mit dem US-Konkurrenten Illumina konzentrieren.

Thermo Fisher hat sich für seine Übernahmeofferte das Erreichen einer Mindestannahmeschwelle von 75 Prozent zum Ziel gesetzt. Die drei größten Aktionäre von Qiagen sind derzeit die Fondsgesellschaft Blackrock mit 10,6 Prozent, Sun Life Financial mit 5,85 Prozent sowie Primecap Management mit 5,8 Prozent.

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