Übernahmen:Infineon ist fast am Ziel 

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Halbleiter auf einen Infineon-Microcontroller: Die Firma aus Neubiberg bei München gehörte bis zum Jahr 2000 zum Siemens-Konzern. (Foto: MICHAEL DALDER/REUTERS)

Aktie steigt: US-Behörde genehmigt Übernahme des Konkurrenten Cypress.

Von Caspar Busse, München

Das Ziel des Halbleiterherstellers Infineon ist klar: Die Deutschen wollen zu den zehn größten Chipkonzernen der Welt gehören. Um das zu erreichen, hat Konzernchef Reinhard Ploss die Übernahme des amerikanischen Konkurrenten Cypress eingefädelt. Neun Milliarden Euro soll der Zukauf kosten, der im Juni vergangenen Jahres angekündigt wurde. Jetzt hat das Projekt eine entscheidende Hürde genommen: Die für ausländische Investitionen zuständige amerikanische Genehmigungsbehörde CFIUS hat dem Verkauf des Unternehmens aus dem kalifornischen San José an Infineon zugestimmt. Es gebe keine Bedenken bezüglich der nationalen Sicherheit, erklärte Cypress in der Nacht zum Dienstag.

"Ein sehr wichtiger Schritt ist geschafft, die Genehmigung in China steht aber noch aus", sagte ein Infineon-Sprecher. Die Händler an der Börse zeigten sich aber zuversichtlich: Die Infineon-Aktie, die im Dax notiert, legte zeitweise um mehr als zehn Prozent zu, gab dann aber wieder nach. Das Papier von Cypress stieg sogar um mehr als 48 Prozent. Zuvor hatte es Zweifel an einer Genehmigung von CFIUS gegeben. Die Nachrichtenagentur Bloomberg hatte berichtet, US-Präsident Donald Trump habe der Behörde empfohlen, die Übernahme durch den bayerischen Chiphersteller abzulehnen. Infineon hatte zudem bereits schlechte Erfahrungen gemacht. Vor fast drei Jahren hatte die US-Administration in Washington Infineon die Übernahme des Konkurrenten Wolfspeed untersagt. 850 Millionen Dollar wollten die Deutschen damals in den Kauf der relativ kleinen Firma mit nur etwa 500 Mitarbeitern investieren, die aber hochspezialisierte Chips herstellt. Die USA hatten nationale Sicherheitsbedenken, weil Wolfspeed-Produkte auch in militärischen Anwendungen stecken. Der Deal platzte am Ende. CFIUS überprüft, ob Investitionen ausländischer Firmen in den USA die Sicherheitsinteressen des Landes stören. Der Prozess um Cypress zieht sich bereits seit dem vergangenen Sommer hin - länger als erwartet.

Nun muss noch China wegen dortiger Infineon-Geschäfte zustimmen. Am Widerstand und der Zögerlichkeit der chinesischen Behörden war der Zusammenschluss zwischen den Chipunternehmen Qualcomm und NXP gescheitert. Die Coronavirus-Krise sorgt nun für weitere Unsicherheit. Infineon hatte auf der Hauptversammlung im Februar mitgeteilt, man rechne mit einem Abschluss der Transaktion bis Anfang des kommenden Quartals.

Cypress stellt Halbleiter für selbstfahrende Autos her, aber auch Komponenten für den militärischen Einsatz. Das sei eine gute Ergänzung zu den Produkten von Infineon, hatte das Unternehmen mitgeteilt. Infineon macht mit 41 000 Mitarbeitern einen Umsatz von gut acht Milliarden Euro.

© SZ vom 11.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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