Übernahmekampf:Porsche, VW und die "Dolchstoßlegende"

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Der Streit eskaliert. Porsche verkenne die Lage total, hieß es aus VW-Konzernkreisen. Vorwürfe, VW wolle Porsche fertigmachen, seien eine "Dolchstoßlegende".

Der Übernahme-Machtkampf zwischen Porsche und Volkswagen eskaliert. In VW-Konzernkreisen hieß es am Samstag, die Porsche-Führung verkenne die Lage total. Die finanzielle Situation des Sportwagenbauers sei "äußerst brenzlig".

Porsche, VW und die "Dolchstoßlegende": Der Übernahme-Machtkampf zwischen den Autoherstellern eskaliert. (Foto: Foto: AP)

Vorwürfe, VW wolle Porsche fertigmachen, seien eine "Dolchstoßlegende". Die Familie Porsche habe vielmehr VW gebeten, eine Porsche-Übernahme durch Volkswagen zu prüfen. Es habe dazu mehrere Krisentreffen in der niedersächsischen Staatskanzlei in Hannover gegeben.

Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück kämpft dagegen weiter für die Unabhängigkeit der Sportwagenschmiede. Er wirft Porsche-Miteigentümer und VW-Aufsichtsratsvorsitzendem Ferdinand Piëch vor, die Stuttgarter zu verraten.

Für Montag hat Hück mehrere tausend Porsche-Beschäftigte zu einer Demonstration gegen den VW-Patriarchen aufgerufen. Anlass ist eine für diesen Tag geplante Porsche-Aufsichtsratssitzung, an der sowohl Piëch als auch sein Cousin und Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche teilnehmen.

Auch zwischen den beiden Familienstämmen Porsche und Piëch haben die öffentlichen Äußerungen Piëchs zur Zukunft des Autoimperiums nach Informationen des Nachrichtenmagazins Der Spiegel für heftigen Streit gesorgt. Bei dem Krisentreffen am Montag werde eine Aussprache erwartet, hieß es am Samstag in Stuttgart.

In den VW-Konzernkreisen hieß es, Porsche habe sich bei der Übernahme von VW verhoben und sei in einer "kritischen Lage". Die Familie Porsche nehme dies wahr, im Unterschied zu Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter. Wiedeking sei weiter auf der Suche nach arabischen Investoren, hieß es in Wolfsburg und Stuttgart.

Diese seien an Porsches umfangreichen Optionen auf VW-Aktien interessiert, berichtet das Magazin Focus. Porsche hält derzeit knapp 51 Prozent an VW und hat dem Vernehmen nach Optionen auf weitere bis zu 24 Prozent. Mit dem Verkaufserlös wolle Wiedeking den Milliarden-Schuldenberg abtragen und die Eigenständigkeit des Sportwagenbauers retten, schreibt der Focus. "Dann wäre Piëch geschlagen", zitiert das Magazin einen Porsche-Manager.

Focus-Angaben zufolge wollen sich bis zu 8000 Porsche-Mitarbeiter im Forschungs- und Entwicklungszentrum Weissach und im Stammwerk Stuttgart-Zuffenhausen an der Protestaktion gegen Piëch beteiligen. Nach dpa-Informationen sind außerdem Porsche-Beschäftigte in Ludwigsburg, wo Vertrieb und Ersatzteillager angesiedelt sind, dazu aufgerufen, ihre Arbeit vorübergehend niederzulegen. Die Protestaktion soll Angaben aus Betriebsratskreisen zufolge um 9.00 Uhr beginnen.

Wolfgang Porsche und andere Familienmitglieder befürchten laut Spiegel, dass Piëch durch seine Äußerungen auf Sardinien den möglichen Verkaufspreis von Porsche heruntergeredet hat. Porsche-Aufsichtsrat Ulrich Lehner beurteilt dem Bericht zufolge diese Aussagen kritisch. Sie verstießen möglicherweise gegen das Aktiengesetz. Mitglieder der Familie Porsche sorgen sich demnach, dass vor allem Vorzugsaktionäre von Porsche bei einem möglichen Zusammenschluss mit VW oder einem Verkauf an die Wolfsburger auf Schadenersatz klagen könnten.

Piëch hatte bei der Vorstellung des neuen VW Polo auf Sardinien von Schwierigkeiten der Stuttgarter gesprochen, Geld aufzutreiben. VW könne dagegen leichter Kredite bekommen. Daher sei auch eine Übernahme und anschließende Integration von Porsche bei VW denkbar. Dabei wären elf Milliarden Euro als Kaufpreis für Porsche zu hoch gegriffen. Der Spiegel schreibt, Piëchs Anwälte seien zu dem Ergebnis gekommen, die Aussagen verstießen nicht gegen das Aktienrecht.

Porsche hat sich bei seinen Plänen für eine Übernahme von VW verhoben. Vor eineinhalb Wochen hatten sich die Porsche-Eigentümerfamilien auf einen Zusammenschluss mit dem VW-Konzern geeinigt. Die Details sollen in den nächsten Wochen ausgearbeitet werden. Im Kampf um den Chefsessel beim neuen Konzern stärkte Audi-Chef Rupert Stadler erneut VW-Chef Martin Winterkorn den Rücken. Er solle an der Spitze stehen, sagte Stadler der Wirtschaftswoche.

© sueddeutsche.de/dpa/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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