Übernahme:Vodafone hat Interesse an Kabel Deutschland

Gerüchte gibt es schon länger, jetzt wird es konkret: Der britische Mobilfunkkonzern Vodafone hat Interesse an der Übernahme des deutschen Kabelnetzbetreibers. Doch Vodafone ist nicht der einzige Anwärter.

Jetzt macht Vodafone ernst: Der britische Mobilfunkriese hat erstmals sein Interesse an einer Übernahme von Deutschlands größtem Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland bestätigt. Vodafone sprach in einer offiziellen Mitteilung an die Londoner Börse von einer "vorläufigen Kontaktaufnahme mit Kabel Deutschland bezüglich eines möglichen Übernahmeangebots". Es sei aber nicht sicher, dass es letztlich zu einer Offerte kommen werde.

Die Nachricht trieb die Kabel-Deutschland-Aktie am Mittwoch um 9,5 Prozent in die Höhe auf bis zu 81,84 Euro. Damit ist der im MDax gelistete Kabelnetzbetreiber an der Börse gut 7,2 Milliarden Euro wert. Bevor die ersten Spekulationen über ein Kaufinteresse von Vodafone aufgetaucht waren, waren es nur 5,6 Milliarden.

Wie viel Vodafone für Kabel Deutschland zu bieten bereit ist, blieb zunächst unklar. Die Analysten der Investmentbank MainFirst erklärten, eine Offerte müsse bei 80 Euro je Aktie liegen. Damit müssten die Briten einschließlich der zuletzt 2,8 Milliarden Schulden von Kabel Deutschland fast zehn Milliarden Euro ausgeben.

Nicht nur Vodafone hat Interesse an Kabel Deutschland

Händler Basil Petrides von Hartmann Capital bezeichnete den Vorstoß von Vodafone als "Defensiv-Strategie". Es gelte Rivalen wie Liberty Global zuvorzukommen, dem bereits die anderen beiden großen deutschen Kabelgesellschaften Unitymedia und KabelBW gehören. Auch der US-Kabelriese feile an einer Übernahmeofferte für Kabel Deutschland, hatte das Manager Magazin berichtet. Doch davor stünden hohe Hürden: Unitymedia und Kabel BW decken Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg ab, die restlichen 13 Bundesländer versorgt Kabel Deutschland. Entsprechend scharf schauen die Wettbewerbshüter den Anbietern auf die Finger.

Mit der Interessenbekundung macht Vodafone den monatelangen Spekulationen um Kabel Deutschland ein Ende: Schon im Februar waren entsprechende Pläne der Briten vorzeitig bekannt geworden. Vodafone ließ einige Monate Gras über die Sache wachsen, hatte Finanzkreisen zufolge das Interesse an Kabel Deutschland aber nie verloren. Nun soll Vodafone mit einem Brief ein informelles Übernahmeangebot unterbreitet haben.

Kabel-Deutschland-Chef Adrian von Hammerstein freut sich, dass sein Unternehmen so umworben wird. Auf einer Fachmesse in Köln sagte er kürzlich: "Das Interesse von andern Spielern aus der Telekom-Branche zeigt, wie attraktiv wir sind." Mobilfunkkonzerne hätten erkannt, dass eine Zusammenarbeit mit einem Festnetzanbieter wie Kabel Deutschland sinnvoll sei, um die explodierenden Datenmengen in den Handynetzen zu bewältigen, sagte von Hammerstein. Die Anbindung der Mobilfunkantennen an das Festnetz sei oftmals ein Engpass, der Datenübertragungen ausbremse. Über die superschnellen Glasfaser-Leitungen der Kabelnetzbetreiber ließe sich das ändern.

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