Übernahme:Kaufhof steht vor dem Verkauf

Galeria Kaufhof in Schweinfurt

Drei Milliarden Euro würde Hudson's Bay offenbar für Kaufhof zahlen.

(Foto: dpa)
  • Der österreichische Karstadt-Eigner René Benko und der kanadische Kaufhauskonzern Hudson's Bay buhlen um Kaufhof.
  • Der Kaufhof-Mutterkonzern Metro soll sich nun für einen Käufer entschieden haben: Hudson's Bay will drei Milliarden Euro zahlen.
  • Die Mitarbeiter bei Kaufhof sind sich nicht einig: Die Betriebsräte tendieren zu Hudson's Bay, die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi zu Benkos Signa-Holding.

Von Kirsten Bialdiga, Christoph Giesen und Max Hägler

Das Rennen um Galeria Kaufhof ist auf der Zielgeraden. Nach SZ-Informationen zeichnet sich eine Tendenz für den kanadischen Kaufhauskonzern Hudson's Bay Company (HBC) ab. Die Kaufhof-Mutter Metro verhandele mit HBC bereits Details des Kaufvertrages, verlautete aus informierten Kreisen. Der Kaufpreis liege bei etwas weniger als drei Milliarden Euro und sei so gut wie ausverhandelt. Jetzt gehe es vor allem noch um Fragen der Finanzierung, hieß es.

Neben HBC hatte dem Vernehmen nach auch Karstadt-Eigentümer René Benko ein Angebot in ähnlicher Höhe abgegeben. Er sieht sich immer noch im Rennen. Die endgültige Entscheidung könnte nächste Woche fallen, wenn der Aufsichtsrat von Metro zustimmt. Keiner der beteiligten Konzerne wollte sich am Freitagabend dazu äußern.

Anders als im Vorstand des Handelskonzerns herrscht jedoch auf Arbeitnehmerseite zurzeit Uneinigkeit. Die Belegschaft bei Metro sei gespalten, sagte ein Insider. Die Metro- und Kaufhof- Betriebsräte favorisierten HBC als Käufer. Sie sähen in einem Zusammenschluss mit dem kriselnden Karstadt-Konzern, wie ihn Benko anstrebt, ein Risiko für die Arbeitsplätze bei Kaufhof, heißt es. Dagegen tendiert die Gewerkschaft Verdi zu einem Verkauf an Benko und seine Signa-Holding. Sie sorgt sich ihrerseits um die Zukunft der Karstadt-Arbeitsplätze, sollten die Kanadier den Zuschlag bekommen. Allein hätte es Karstadt nach Ansicht von Branchenbeobachtern nämlich sehr schwer. Im Metro-Aufsichtsrat sind die Verdi-Vertreter in der Minderheit, blockieren können sie den Verkauf an HBC nicht. Sie können aber Druck ausüben.

"Sozialer Dialog" von grundlegender Bedeutung

An diesem Freitag schickte Verdi einen Forderungskatalog an die beiden Interessenten, an René Benko von der Signa-Holding und an Richard Baker von HBC. "Für den Fall des Erwerbs der Kaufhof Holding" müsse der Käufer sicherstellen, dass gewisse Zusagen und rechtliche Verpflichtungen eingehalten werden, heißt es im Vorspann des dreiseitigen Papiers, das der Verdi-Bundesvorstand auch an Metro-Chef Olaf Koch sandte und das der SZ vorliegt: Unter anderem dürfe der Unterzeichner "in den nächsten fünf Jahren" kein Kaufhof-Warenhaus schließen und auch nicht die Zentrale in Köln, davon ausgeschlossen seien Warenhäuser, deren Schließung bereits eingeleitet ist. Ebenfalls für die kommenden fünf Jahre dürfe der Käufer keine betriebsbedingten Kündigungen aussprechen. Zudem verpflichte er sich durch Unterzeichnung des zehn Punkte umfassenden "Letter of Intent" verpflichten, gewisse Quoten bei der Belegung der Flächen durch Externe nicht zu überschreiten. Dahinter verbirgt sich die Furcht, dass Markenartikler Flächen im Warenhaus mit eigenen Leuten bewirtschaften, mit der Folge, dass kein einheitlicher Arbeitgeber als Ansprechpartner mehr zur Verfügung steht, etwa für Tariffragen oder Betriebsratsangelegenheiten.

Und damit beide Bieter auch dies noch einmal wissen, erklärt das Anschreiben an die beiden Herren in Österreich und Kanada: in Deutschland sei der "soziale Dialog" von grundlegender Bedeutung - und die Gewerkschaft deshalb eben beim Verkauf mitrede.

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