Freundlich lächelt ein junger Mann in die Kamera. Er nennt sich Andreas. Zusammen mit Paula kümmert er sich um Anfragen für Airbnb-Unterkünfte in Köln-Deutz, Leverkusen oder Mülheim. Andreas und Paula sind keine Anbieter, die sich ein paar Euro dazuverdienen wollen, indem sie ihre Wohnung vermieten, wenn sie im Urlaub sind. Hinter ihnen steckt stattdessen die Firma Homerent Immobilien GmbH aus Köln. 4,5 Millionen Mietumsatz haben die von der Firma vermittelten Wohnungen insgesamt erzielt, auf einer Vielzahl von Portalen, auch über Buchungen bei Airbnb.
Homerent ist ein besonders krasses Beispiel für eine Entwicklung, die das Geschäft von Portalen wie Airbnb grundlegend verändert: Ein großer Teil der Airbnb-Vermieter sind nicht mehr Privatleute, die einen Teil der eigenen Wohnung mit Fremden teilen - sondern Profis. Das belegen Daten, die die SZ zusammen mit Kollegen von De Tijd aus Belgien, Le Monde aus Frankreich und Trouw aus den Niederlanden ausgewertet hat. Die Datenbank umfasst alle Übernachtungsplätze, die Airbnb in den zehn größten deutschen Städten im Angebot hat. Insgesamt sind das mehr als 37 000 Zimmer und Wohnungen, die mindestens eine Bewertung haben, also mindestens einmal tatsächlich gebucht wurden. Das entspricht Schlafgelegenheiten für mehr als 100 000 Gäste. Allein in Berlin sind mehr als 38 500 Betten im Angebot. Zum Vergleich: Die gesamte Tourismusindustrie bietet in Berlin 139 000 Übernachtungsplätze.
Geteilte Zimmer, bei denen nur einzelne Schlafplätze vermietet werden, spielen bei Airbnb kaum noch eine Rolle. Sie machen inzwischen weniger als zwei Prozent aller Angebote aus. In 40 Prozent der Fälle bekommt der Gast ein eigenes Zimmer in einer Wohnung angeboten. Mit 58 Prozent macht das Vermieten ganzer Wohnungen oder Häuser inzwischen aber das Kerngeschäft von Airbnb aus. Die Firma ist heute ein globaler Tourismus-Anbieter, konkurriert mit Hotelketten und großen Plattformen wie Booking.com.
Deshalb hat Airbnb überall auf der Welt Ärger mit städtischen Behörden. Ferienwohnungen gelten als Gewerbe und können somit nicht ohne Weiteres in Wohngebieten eröffnet werden. Viele Metropolen haben daher inzwischen mehr oder weniger strenge Regeln beschlossen, um das Airbnb-Geschäft einzudämmen. In Hamburg können Privatleute maximal die Hälfte ihrer Wohnung ganzjährig vermieten, oder die ganze Wohnung maximal das halbe Jahr. Sonst ist eine Genehmigung nötig.
"Wir wollen nicht, dass sich Touristen dort aufhalten, wo vorher eine Familie gewohnt hat", sagt auch Uwe Amend, Vizechef der Bauaufsicht in Frankfurt. Die Bundesregierung hat gerade extra das Baurecht verschärft, um den Kommunen zu helfen. Sie können nun leichter einschreiten. In Frankfurt darf eine Bestandswohnung bald nur noch eine Ferienwohnung werden, wenn der Besitzer eine Ausgleichswohnung schafft.
Kritik an seinem Geschäftsmodell weicht die Plattform aus. "Für die Einhaltung lokaler Regeln sind die Gastgeber selbst verantwortlich", sagt Airbnb. Airbnb-Wohnungen würden meist nur temporär angeboten, wenn die Bewohner im Urlaub oder auf Dienstreise sind. Das Management des Unternehmens scheut das Wort "Vermietung", spricht lieber von "Homesharing": "Homesharing entzieht keinen Wohnraum, da die Gastgeber in diesen Wohnungen selbst leben", sagt ein Sprecher von Airbnb. Lediglich "in typischen Ferienregionen" arbeite man auch mit gewerblichen Gastgebern zusammen.