Einkommen:Schweizer Bank kürzt nach Babypause die Boni

Peter Kurer tritt als UBS-Präsident zurück

Mehrere Bankerinnen werfen der Schweizer Großbank UBS vor, ihre Boni gekürzt zu haben nach der Babypause (Archivbild).

(Foto: dpa)
  • Die Schweizer Großbank UBS gilt als besonders fortschrittlich, was Frauenförderung und Gleichberechtigung angeht.
  • Umso mehr sieht sich das Kreditinstitut der Kritik ausgesetzt, seit mehrere UBS-Bankerinnen aus dem höheren Management der Konzernleitung vorgeworfen haben, sie nach der Rückkehr aus einer Babypause bei Bonuszahlungen zu benachteiligen.
  • Nun reagiert die Bank und erklärt die Vorfälle als keine Absicht.

Von Isabel Pfaff, Bern

Vor wenigen Tagen widmete die Schweizer Großbank UBS dem Thema Frauen einen Schwerpunkt. "Die Zeit für Ungleichheit ist abgelaufen" hieß es zum internationalen Frauentag auf der Website. Mehrere hochrangige UBS-Bankerinnen erzählten von ihrem Werdegang, gaben jungen Frauen Ratschläge - und eruierten, welch großes Geschäftspotenzial in einem gendersensiblen Bankenansatz stecke.

Doch so richtig ernst scheint es die Bank mit ihrer immer wieder proklamierten Frauenförderung nicht zu meinen. Mehr als ein Dutzend aktuelle und ehemalige UBS-Bankerinnen aus dem höheren Management werfen der Konzernleitung vor, sie ungerecht zu behandeln, genauer: sie ungerecht zu entlohnen. Die Frauen, die sich Anfang dieser Woche anonym in der Financial Times zu Wort meldeten, arbeiten im Bereich Vermögensverwaltung Schweiz. Konkret halten sie der Bank vor, sie nach der Rückkehr aus einer Babypause bei Bonuszahlungen zu benachteiligen. Dem Bericht zufolge kürzt die Bank den Müttern die Bonuszahlung in dem Jahr ihrer Elternzeit - und setzt bei den Boni für die darauffolgenden Jahre nicht an der ursprünglichen Gehaltshöhe an, sondern an der reduzierten. Einmal schwanger, könne man männliche Kollegen auf derselben Karrierestufe gehaltsmäßig "nie mehr einholen", lässt sich eine der Bankerinnen zitieren.

Dabei zeigt sich die UBS für Schweizer Verhältnisse ansonsten großzügig gegenüber jungen Eltern: Frauen dürfen nach der Geburt sieben Monate Elternzeit nehmen, sechs davon bei voller Bezahlung. Gesetzlich stehen Schweizerinnen nur 14 Wochen zu. Auch Väter dürfen sechs Wochen zu Hause bleiben, zwei davon bezahlt. Die Boni-Kürzungen treffen dem Bericht zufolge nur Mütter. Damit nicht genug: Für Männer, die der Wehrpflicht unterstehen und mehrere Wochen im Jahr wegen ihres Militärkurses fehlen, gibt es offenbar keine Kürzungen.

Die Empörung über den Mama-Malus im Netz und in den Medien will kein Ende nehmen. Jetzt hat die Bank, immerhin größte Vermögensverwalterin der Welt, reagiert, mit einem von der Financial Times veröffentlichten Brief: "Wir nehmen Gehälter-Gleichheit sehr ernst", schreibt Carolanne Minashi, Diversity-Chefin der UBS. Es gebe Richtlinien, und man bedaure, wenn diese in der Vergangenheit nicht immer befolgt worden seien. Es handle sich jedoch "absolut nicht" um Absicht. Betroffene könnten sich melden, um mögliche "Diskrepanzen" zu beheben.

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Beate Sander begann mit 59 Jahren in Aktien zu investieren - und brachte es bis zur Millionärin. Als sie 2018 mit der SZ über ihr Leben sprach, war sie bereits schwer erkrankt. Mit 82 Jahren ist Sander gestorben.

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