Generalversammlung der UBS:Bei der Credit Suisse ist nun alles möglich

Generalversammlung der UBS: Die UBS-Aktionäre durften bei der Generalversammlung nicht zur Übernahme der Credit Suisse abstimmen.

Die UBS-Aktionäre durften bei der Generalversammlung nicht zur Übernahme der Credit Suisse abstimmen.

(Foto: FABRICE COFFRINI/AFP)

Nach der Übernahme der schwer angeschlagenen Bank muss sich die Großbank UBS vor ihren Aktionären rechtfertigen. Wie es nun weitergeht, ist nach Angaben des Managements völlig offen.

Das Management der Schweizer Großbank UBS hat die Übernahme der zuletzt existenzgefährdeten Konkurrentin Credit Suisse am Mittwoch verteidigt, sieht zugleich aber auch Risiken. Die Transaktion sei der erste Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken, sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher bei der Generalversammlung in Basel. "Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich."

Der scheidende UBS-Chef Ralph Hamers betonte die großen Chancen des Zusammenschlusses, mit dem eine Bank entstehe, die rund fünf Billionen Dollar an Vermögen verwalten werde. Zentral sei in der Branche eine Währung - nämlich das Vertrauen. "Ohne Vertrauen geht in unserem Geschäft nichts, wie wir leider alle gesehen haben." Wegen des Vertrauensverlusts der Kunden sowie weiterer gravierender Probleme war die Credit Suisse im März binnen weniger Tage in eine äußerst bedrohliche Schieflage geraten. Daraufhin arrangierte die Schweizer Regierung am 19. März eine Zwangsfusion zwischen den beiden Großbanken. Die UBS bekommt die CS für drei Milliarden Franken. Die Schweizer Nationalbank und die Regierung stützen die Übernahme mit insgesamt 250 Milliarden Franken, 109 Milliarden Franken davon garantiert der Staat direkt.

Die UBS-Führung versuchte am Mittwoch, die Sorgen vor der Dominanz der neuen Mega-Bank nach der Übernahme zu zerstreuen. "Es gibt in der Schweiz mit rund 250 Banken ausreichend Wettbewerb", sagte Verwaltungsrats-Vizepräsident Lukas Gähwiler. Dennoch schloss er nicht aus, dass die UBS das Schweizer Geschäft der Credit Suisse abstoßen könnte. "Es sind alle Optionen auf dem Tisch." Politiker, weite Teile der Schweizer Öffentlichkeit und auch Ökonomen befürchten, dass die Marktmacht des neuen Instituts den Wettbewerb einschränken könnte. Viele treibt auch die Angst um, dass die Schweiz womöglich nicht die Kraft besitzt, bei einer Schieflage der neuen Mega-Bank rettend einzugreifen.

Sergio Ermotti kehrt zurück

Zu der Übernahme durften sich die Aktionäre der UBS genauso wenig äußern wie die Credit-Suisse-Eigner auf ihrem Treffen am Dienstag. Der Deal wurde von der Schweizer Regierung mit dem Instrument Notrecht durchgesetzt. Der Abschluss der Transaktion werde im besten Fall ein paar Wochen dauern, wahrscheinlich aber eher einige Monate, so Vizepräsident Gähwiler. Präsident Kelleher prognostizierte, die Integration der beiden Geschäfte dürfte drei bis vier Jahre benötigen.

Für diese Aufgabe hat Kelleher einen alten Bekannten zurückgeholt: Anstatt des niederländischen Retail-Bankers Ralph Hamers, führt nun der gelernte Investmentbanker Sergio Ermotti die UBS. Der 62-Jährige war bereits von 2011 bis 2020 Chef der UBS und hatte die Bank in dieser Zeit tiefgreifend umgebaut.

Die Anleger haben die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS gut aufgenommen. Seit der Ankündigung hat die UBS-Aktie acht Prozent an Wert gewonnen und den europäischen Bankensektor damit hinter sich gelassen.

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