Süddeutsche Zeitung

Social Media:Jetzt laufen Twitter die Werbekunden davon

Der neue Chef Elon Musk will Twitter mit einem Abomodell und Stellenkürzungen in die Gewinnzone bringen. Nicht allen gefällt das neue Konzept. Nun dürften Musk erste Werbeumsätze wegbrechen.

Von Max Muth

Das Motto "Move fast, break things" wird eigentlich Facebook-Chef Mark Zuckerberg zugeschrieben. Aktuell ist es allerdings Tesla-Chef Elon Musk, der mit seiner Übernahme von Twitter dem alten Silicon-Valley-Wahlspruch neues Leben einhaucht. Stichwort "move fast": In atemberaubendem Tempo krempelt der Tesla-Chef Unternehmen und Unternehmenskultur um. Dass ein guter Teil der bisherigen Belegschaft von 7500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sich bald neue Jobs suchen dürften, das stand bereits vor Musks finalem Einzug ins Twitter-Hauptquartier fest. Nun allerdings ist klar, wie viele es sein sollen. Bloomberg berichtet, Musk wolle rund 3700 Stellen einsparen, die betroffenen Mitarbeiter seien bereits informiert worden. Anderen Berichten zufolge könnten es aber noch ein paar mehr werden. So hat der Twitter-Chef ein Team beauftragt, seine gewünschten Änderungen für einen bezahlten Twitter-Dienst namens Twitter Blue bis zum 7. November zu programmieren. Wichtigste Änderung: Der blaue Haken, der bislang Berühmtheiten, Politiker und Journalisten verifiziert, soll künftig Teil des Twitter-Blue-Pakets sein. Wer nicht zahlt, verliert seinen Haken. Sollten die Programmierer die Deadline reißen, verlören sie ihre Jobs, so Musk.

Werbekunden wollen keine Konflikte

Ob solch ein Ultimatum - selbst in den arbeitgeberfreundlichen USA - rechtlich zulässig ist, sei dahingestellt. Es zeigt aber, welch rauer Wind seit vergangenem Freitag in der Twitter-Zentrale weht. Dem sollen in Zukunft auch wieder mehr Mitarbeiter direkt ausgesetzt sein. So plane Musk die bei Twitter offenbar großzügige Home-Office-Regelung zu kassieren, Mitarbeiter sollen zurück ins Büro kommen.

Die Stellenkürzungen und das neue Abomodell sind Musks Versuch, Twitter zügig aus den roten Zahlen zu führen. Nach einem guten ersten Quartal 2022 machte das Unternehmen zuletzt 270 Millionen Dollar Verlust. Aktuell gibt es eher Nachrichten aus der Reihe "break things": So empfahl das Werbe-Unternehmen IPG am Montag seinen Kunden, vorsorglich auf Werbung via Twitter zu verzichten, bis klarer sei, wohin Musk sein neues Unternehmen steuere. Zu IPGs Kunden gehören unter anderem Spotify, Johnson & Johnson und American Express. Auch Martin Sorrell, Chef von IPGs Konkurrent S4 Capital, empfiehlt Zurückhaltung. "Kunden wollen keinen Konflikt, sie wollen keine Kontroversen", sagte Sorrell am Donnerstag auf dem Web Summit in Lissabon.

Musk hatte Änderungen bei den Regeln und der Moderation von Inhalten auf Twitter angekündigt. Werbekunden sehen die Gefahr, dass ihre Produkte künftig in Zusammenhang mit rassistischen, sexistischen oder anderweitig fragwürdigen Inhalten zu finden sind. Musk versucht, diese Sorgen bislang zu zerstreuen. Twitter werde auch künftig kein "Höllenschlund" sein, wo alles erlaubt ist.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5686416
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/bloomberg/mva
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.