Twitter:Twitter hat Kundendaten missbraucht

Twitter: Ein Firmenname, der zu Wortspielen verleitet: Twittern übersetzen manche mit "Zwitschern" ins Deutsche.

Ein Firmenname, der zu Wortspielen verleitet: Twittern übersetzen manche mit "Zwitschern" ins Deutsche.

(Foto: OLIVIER DOULIERY/AFP)

Nun ist auch der Kurznachrichtendienst am Pranger: Für Werbezwecke hat die US-Firma unberechtigt Kontaktdaten der Kunden benutzt. Unterdessen scheint Elon Musk weiterhin interessiert an einer Übernahme.

Die Aktionärsversammlung des Online-Dienstes Twitter trügt: recht leise ging die über die Bühne am Mittwoch. Dabei ist Twitter dieser Tage weiter in großer Unruhe. So ist gerade bekannt geworden, dass dieses Soziale Netzwerk Kontaktdaten von Nutzern für Werbung verwendete und deswegen nun 150 Millionen Dollar Strafe zahlen muss. Twitter einigte sich mit US-Behörden auf diesen Betrag, um eine Datenschutzklage beizulegen.

In der am Mittwoch veröffentlichten Klageschrift verweisen die Handelsbehörde FTC und das Justizministerium darauf, dass Twitter die Nutzer um ihre Telefonnummern und E-Mail-Adressen mit der Begründung gebeten habe, man könne ihre Accounts damit besser absichern. Online-Dienste greifen zu E-Mails oder Nachrichten an Handy-Nummern zum Beispiel zur Anmeldung auf neuen Geräten, bei vergessenen Passwörtern oder um gesperrte Profile wieder freizuschalten. Twitter habe die Daten aber auch verwendet, um die Nutzern personalisierte Werbung anzuzeigen, hieß es in der Klage. Zwischen Mai 2013 und September 2019 hätten mehr als 140 Millionen Nutzer ihre Telefonnummern oder E-Mail-Adressen mit Twitter geteilt.

Schon vor einem Jahrzehnt gab es ähnliche Vorwürfe

Schon vor einem Jahrzehnt gab es ähnliche Vorwürfe, der Dienst wurde daher als Wiederholungstäter betrachtet. Mit 150 Millionen Dollar kommt Twitter allerdings deutlicher günstiger davon als Facebook im Jahr 2019: Dieses Netzwerk musste fünf Milliarden Dollar zahlen.

Die Strafzahlung kommt mitten in einem Übernahmechaos: Tesla-Chef Elon Musk möchte Twitter übernehmen - hat die Übernahmevereinbarung zuletzt aber für ausgesetzt erklärt. Er begründete dies mit dem Verdacht, dass der Anteil von Spam- und Bot-Accounts höher sei als die in offiziellen Berichten genannten Schätzungen von weniger als fünf Prozent. Aus Sicht von Twitter kann Musk das Geschäft jedoch nicht einseitig auf Eis legen - und der Dienst besteht auf dem Abschluss, anders als etliche Bürgerrechtler, die Musks Einflussnahme fürchten.

Die Investorenseite fasste am Mittwoch trotz der Strafsache etwas Hoffnung, dass der Deal am Ende doch noch über die Bühne geht. Dieser wäre für viele lukrativer als die Aktie zu halten, die nur mäßig erfolgreich ist und derzeit bei knapp 40 Dollar notiert - deutlich unter dem Angebot von Musk (54,20 Dollar). Jedenfalls scheint Musk zumindest weiter an seinem Finanzierungsplan zu arbeiten. In einer Pflichtmitteilung erklärte er 6,25 Milliarden Dollar über Tesla-Aktienverkäufe einzubringen. Einige Anteilseigener setzen indes auf die Justiz im Umgang mit Musk: So ist gerade bei einem Bundesgericht in Kalifornien eine Klage gegen Musk eingegangen. Er habe die Öffentlichkeit zu spät von seinen Investments in Twitter informiert und widerrechtlich davon profitiert.

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