Wenn seriöse, große Unternehmen sich überlegen, auch nur das kleinste Detail an ihren Logos zu verändern, engagieren sie für gewöhnlich Fachleute. Agenturen mit Erfahrung in Markenkommunikation, Expertise in Farbkomposition oder Wissen über Kunstgeschichte. Am Ende eines mehrjährigen Beratungsprozesses werden dann Entwürfe bei Testkunden ausprobiert, um schließlich einen Pinselstrich zu ändern.
Oder man macht es wie Elon Musk.
Der Milliardär hat über Nacht kurzerhand das Logo seines Dritt-Unternehmens Twitter ausgetauscht. Ja, tatsächlich, der kleine blaue Vogel ist verschwunden, sang- und klanglos ersetzt durch ein anderes Tier. Am Seitenanfang und beim Laden der Twitter-Webseite begrüßt Nutzer nun ein treudoof blickender Hund. Kenner der Twitter-Folklore wissen jedoch sofort: Das ist kein gewöhnlicher Hund, sondern das Logo eines anderen Favoriten des Firmenbesitzers Elon Musk. Es ist das Gesicht der Kryptowährung Dogecoin.
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Dogecoin war ursprünglich ein Spaßprojekt, das sich über die digitalen Kryptowährungen oder Coins lustig machen sollte. Die Währung ist eigentlich eine stumpfe Kopie ähnlicher Coins. Sie hat keinen Nutzen und kann nichts Besonderes. Dafür hat sie einen süßen Hund als Logo, einen Shiba Inu, das ist eine japanische Jagdhundrasse. Doch weil das Internet auch gut über sich selbst lachen kann, wurde Dogecoin bereitwillig adoptiert - unter anderem von Elon Musk.
Was zum inoffiziellen neuen Twitter-Logo führt. Denn Elon Musk hat derzeit ein kleines juristisches Problem im Zusammenhang mit der Hunde-Kryptowährung. In Manhattan haben ihn Menschen verklagt, die in die Währung investiert hatten. Sie fühlen sich von Musk betrogen. Denn der hatte - damals noch als einer der reichweitenstärksten Twitter-Influencer und nicht als Firmenchef - Dogecoin jahrelang sprichwörtlich in den Himmel gelobt. "To the Moon" werde der Kurs der Währung steigen, verkündete Musk. Die Kläger werfen ihm nun sein jahrelanges Abfeiern des Coins vor. Musk sei wissentlich Teil eines Pyramidenschemas gewesen, welches das Ziel hatte, den Kurs nach oben zu treiben, um dann Dogecoins mit hohem Gewinn zu verkaufen. Dabei habe Musk gewusst, dass die Währung keinen intrinsischen Wert habe. Getäuschte Investoren hätten dabei viel Geld verloren.
Das Logo ist eher kein verspäteter Aprilscherz
Musks Anwälte haben nun beantragt, die Klage abzuweisen, sie sei offensichtlicher Unsinn. Musks jahrelange Tweets über den potenziellen Erfolg von Dogecoin seien offensichtlich "unschuldig und albern" gewesen. Aussagen wie "Dogecoin Rulz" (Dogecoin regiert) und "no highs, no lows, only Doge" (Keine Hochs, Keine Tiefs, nur Doge) seien zu vage, um einen Betrugsvorwurf zu stützen. Es sei nicht illegal, "Wörter oder lustige Bildchen zu twittern, die eine legitime Kryptowährung unterstützen", erklären Musks Anwälte.
Der Logo-Wechsel von Vogel zu Shiba Inu bei Twitter dürfte also weniger - wie etwa der britische Guardian mutmaßte - ein verspäteter Aprilscherz sein, sondern ein humorvoller Kommentar des Twitter-Besitzers zum Geschehen in einem New Yorker Gerichtsverfahren. Seine Anwälte dürften wenig begeistert sein. Denn es passierte, was zuverlässig passiert, wenn Musk Dogecoin auch nur erwähnt. Der Kurs der Währung stieg ordentlich - um 25 Prozent binnen 24 Stunden. Dass die Kursreaktion das Argument der Kläger, Musk manipuliere den Kurs nach Belieben, bestätigt, macht die Aktion in den Augen Musks vermutlich nur noch stärker. Es ist eine Machtdemonstration.
Bleibt die Frage nach der Zukunft des Twitter-Logos. Sagt man künftig "bellen" statt "twittern", letzteres ist ja Englisch für "zwitschern"? Musk hat sich dazu noch nicht geäußert. Doch nichts ist so schnell vorbei wie ein Scherz auf Twitter. Deshalb ist davon auszugehen, dass auf der Startseite von Twitter schon bald wieder ein Vogel zu sehen sein wird und kein japanischer Hund.