Tupperware:Tupper-Partys bekommen Konkurrenz

Tupperware: Tupperware: Das Unternehmen verewigte sich mit dem Konzept der Tupper-Partys in Marketing-Lehrbüchern.

Tupperware: Das Unternehmen verewigte sich mit dem Konzept der Tupper-Partys in Marketing-Lehrbüchern.

  • Tupperware ist weltweit für seine Plastikschüsseln und -boxen bekannt, die meist auf sogenannten Tupper-Partys verkauft werden.
  • Das Unternehmen will angesichts rückläufiger Umsätze nun verstärkt auf Filialen setzen.

Von Jan Schmidbauer

Gut sechzig Jahre ist es her, dass ein Haufen bunter Plastikschüsseln die Küchen der westlichen Welt revolutionierte. Die Rede ist von Tupperdosen - luftdicht verschließbare Plastikbehälter, die etwa Essen frisch halten. Die Erfindung des Amerikaners Earl Tupper brachte nicht nur Nudelsalat mit Mayonnaise und bunten Partyfähnchen in die Mitte der Gesellschaft. Sie erschuf sogar ein eigenes Verb: das "eintuppern".

Dass Tupperware zu einem Weltkonzern mit mehr als 2,5 Milliarden Dollar Jahresumsatz gewachsen ist, hat aber nicht nur mit den Produkten zu tun. Das Geheimnis liegt vor allem in deren Vermarktung. Denn das Unternehmen schaffte es, den Großteil seiner Schüsseln auf privaten Partys zu verkaufen. Das Erfolgsrezept: Wer Freunde privat zu einer dieser Plastik-Feten einlädt, bekommt von Tupperware ein Geschenk und - je nach Umsatz - sogenannte "Sterne". Wer clever ist, kann die nach der Party eintauschen, zum Beispiel gegen ein niedliches Brotdöschen. Ein geniales Konzept, dass den Verkauf ankurbelte und für das Tupperware in vielen Marketing-Lehrbüchern bis heute gefeiert wird.

Besonders in China will Tupperware wachsen

Doch inzwischen gehen die Umsätze des Plastik-Pioniers zurück. Zwar sind die Tupper-Partys noch immer erfolgreich. Aber der Direktvertrieb läuft nicht mehr wie erhofft. Viele Supermärkte verscherbeln heute Plastikschüsseln anderer Hersteller für wenige Euros. Tupperware will deshalb nun seine Strategie ändern und die Produkte verstärkt in sogenannten Studios verkaufen. Partys, Kochvorführungen und Schulungen soll es in diesen Läden geben. "Tupperware darf sich nicht im Wohnzimmer verstecken", sagte Chef Rick Goings dem Handelsblatt. Gerade in Deutschland, wo der Umsatz ebenfalls rückläufig ist, sieht Goings Potenzial für neue Tupperware-Läden.

500 dieser Tupper-Studios soll es hierzulande bald geben, kündigt Goings an. Bislang betreibt Tupperware solche Läden vor allem in China. 5500 Tupper-Filialen gibt es dort, 20 000 sind Goings zufolge insgesamt geplant. Weil die meisten Chinesen nur wenig Wohnraum für ausschweifende Tupper-Partys zur Verfügung haben, sei das Geschäft dort besonders erfolgreich, sagt der Tupperware-Chef. Sogenannte Partymanager sollen die exklusiven Tupper-Lounges führen, ähnlich wie bei den Nespresso-Filialen, in denen der Nestlé-Konzern teure Kaffeeprodukte anbietet.

Eine sogenannten Hochpreisstrategie wie die von Nespresso will auch Tupperware mit seinen Filialen künftig noch stärker verfolgen. In Asien, sagt Tupper-Chef Goings, lechzten die Menschen nach westlichen Qualitätsmarken. "Wie in den 60er-Jahren in deutschen Dörfern dekorieren Frauen dort stolz ihre Wohnungen mit Tupperware." Und das tun sie nicht nur, weil die Produkte so praktisch sind. Es gehe auch darum, den Freunden etwas zu zeigen, sagt Goings. So viel wie: "Seht her, ich bin nicht mehr arm."

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