Süddeutsche Zeitung

Tupperware:Im Aufschwung

Inmitten der Krise präsentiert der hoch verschuldete Plastikboxen-Hersteller überraschende Zahlen.

Von Viktoria Spinrad, München

Wer in den vergangenen Monaten eine Tupperparty besuchen wollte, musste den Laptop oder das Handy einschalten: Zusammenkünfte, um sich von Vertretern die Frischhaltedosen der legendären Marke präsentieren zu lassen, gab es nur noch digital. Und das zu einer Zeit, in der das Unternehmen Tupperware wegen Millionenschulden und einer Gewinnwarnung ohnehin schon mit dem Rücken zur Wand stand. Corona als Todesstoß für das 74 Jahre alte US-Unternehmen?

Offenbar nicht. Denn wie die Nachrichtenagentur dpa schreibt, hat sich die Firma nun etwas Luft im Überlebenskampf verschafft. Zahlen vom Mittwoch zeigen, dass die Firma deutlich besser durch die Pandemie kommt als erwartet. Demnach brach der Umsatz im zweiten Quartal dieses Jahres zwar um 16 Prozent ein - gleichzeitig stieg der Gewinn im Vergleich zum Vorjahr aber um 62 Prozent auf 63,8 Millionen Dollar (54,2 Millionen Euro)

. Wer diese Überraschung auf eine Personalie münzen möchte, kommt an einem Namen nicht vorbei: Miguel Fernandez. Der ehemalige Verwaltungsrat ist seit April Chef des Unternehmens. Er führte einen strikten Sparkurs ein. Mit dem "Turnaround Plan" geht es nicht nur an die Belegschaft, die verkleinert und in Teilen in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt wurde, sondern auch an die Immobilien in Orlando im Bundesstaat Florida, die teils verkauft werden sollen.

Dank gesunkener Kosten konnte Tupperware so ein Comeback signalisieren. Wer die Firma abgeschrieben hatte, dürfte angesichts der Quartalszahlen überrascht gewesen sein. Prompt schoss die Aktie im US-Handel um 68 Prozent auf 16,15 Dollar nach oben. Mittlerweile ergibt sich im Jahresverlauf sogar schon ein leichtes Plus.

74 Jahre ist es her, dass Earl Tupper die Küchenwelt mit seinen bunten "Wunderschüsseln" aufmischte. Eine Erfolgsgeschichte, die Tupperpartys erreichten bei den Kunden Kultstatus. Doch in jüngster Zeit geriet die Firma immer mehr ins Straucheln. Mehr Konkurrenz und ein wohl viel zu spät eingeführter Onlinehandel führten dazu, dass die Firma in den vergangenen Jahren immer wieder rote Zahlen geschrieben hat. Im Februar dann die Hiobsbotschaft: Nachdem Schwierigkeiten bei der Buchhaltung öffentlich wurden und der Geschäftsbericht 2019 verschoben werden musste, fiel die Aktie auf ein Rekordtief auf unter drei Dollar pro Aktie - ein Einbruch um rund 50 Prozent. Zudem gab Tupperware wegen Problemen in Brasilien, China, den USA und Kanada eine Gewinnwarnung ab und gestand Verschuldungsprobleme ein.

Nun also die Wende. Dabei helfen dürfte auch die Tatsache, dass Haushaltsgüter in Zeiten des Lockdowns durchaus gefragt sind. Wer ohnehin zuhause ist, kocht öfter, und wer öfter kocht, braucht auch entsprechende Utensilien. Wobei sich Tupperware in den vergangenen Jahren von Frischhaltedosen emanzipiert hat und mittlerweile auch auf Artikel wie Wasserfilter oder Kosmetik- und Körperpflegeprodukte setzt.

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Quelle:
SZ vom 31.07.2020
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