Reiseindustrie:Tui verteidigt Mallorca-Urlaub

Krisengespräche bei Tuifly

Eine Maschine von Tuifly in Hannover: Der Ferienkonzern hat schwer zu kämpfen.

(Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Konzern-Chef Fritz Joussen ist weiter optimistisch und hofft nun auf die Sommerbuchungen.

Von Lea Hampel und Meike Schreiber, Frankfurt

So schnell können sich die Dinge ändern. "Mein Rat und mein Wunsch wären, dass jeder so ehrgeizig wäre wie die Briten". Keine sieben Wochen ist der Satz alt, Tui-Chef Fritz Joussen hat ihn bei der Verkündung der Quartalszahlen des weltgrößten Reisekonzerns im Februar geäußert. Wäre derzeit jeder so ambitioniert wie die Briten, dann ginge es dem Konzern vermutlich noch schlechter als ohnehin: Reisen dürfen die Bewohner des Vereinigten Köngreichs bis Mitte Mai nicht - ganz im Gegensatz - noch - zu den Deutschen, die derzeit zu Tausenden Mallorca-Reisen buchen.

Ändert sich nichts, reicht das Geld noch bis Spätsommer

Doch Optimismus hatte Joussen wohl getragen, mal wieder. Und er hielt an dieser Zuversicht auch an diesem Donnerstag fest, als Tui bei der Hauptversammlung Zahlen verkünden musste, die wenig hoffnungsreich aussahen: Gerade mal 180 000 Neubuchungen verzeichnet der Konzern, insgesamt handelt es sich um 2,8 Millionen Buchungen für Sommer, der gleiche Stand wie im Februar. Die Ziele hat Joussen dabei von 80 Prozent des Niveaus von 2019 nochmal reduziert, auf 75 Prozent. Derzeit aber hat er gerade einmal 40 Prozent des Niveaus zum gleichen Zeitpunkt von 2019 erreicht. Die Touristikbranche schätzt, dass sie nur auf rund die Hälfte des Buchungsvolumens von vor zwei Jahren kommen wird.

Entsprechend ernüchternd fallen die Zahlen aus: Derzeit verfüge man über 1,6 Milliarden Euro Cash. Rein rechnerisch und in Anbetracht des monatlichen Kapitalverbrauchs von 250 Millionen Euro reicht das bis Spätsommer. Vergangenes Jahr musste der Staat Tui vor einer Pleite bewahren.

Positiv steht dem gegenüber, dass viele Gäste, die ihre Reisen stornieren mussten, umgebucht haben und bereits viele Buchungen für Sommer 2022 eingegangen sind. "Wenn Lockerungen zum Teil schon im April und - vielleicht noch wichtiger - glaubhaft für den Sommer gelten, dann werden wir noch in diesem Jahr ein gutes Sommergeschäft im Tourismus sehen", sagte Joussen. Die Kritik an Mallorca-Urlauben wies er zurück: "Mallorca ist leer. Am Ballermann hat kein Laden auf", sagte er.

Dennoch bleiben Fragen: Die fangen bei den erwähnten Briten an - wann werden Kunden dieses wichtigen Marktes wieder reisen? Was, wenn noch ein Reiseverbot kommt? Und was, wenn gar eine Mutante entsteht, bei der selbst die Impfstoffe nicht so greifen? Diese Frage war bereits bei den Quartalszahlen aufgekommen. "Wir wissen nicht, was wir nicht wissen", hatte Joussen gesagt. Immerhin diese Aussage dürfte nicht so schnell an Gültigkeit verlieren.

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