Staatsanwaltschaft München:Ermittlungen gegen TÜV Süd nach Dammbruch in Brasilien

Dammbruch Brasilien Schlammlawine

Die Schlammlawine begrub viele Häuser unter sich - mehr als 250 Menschen starben.

(Foto: Leo Drumond/dpa)
  • Der TÜV Süd soll eine Mitschuld an einem Dammbruch im brasilianischen Brumadinho tragen.
  • Vorgeworfen wird dem TÜV Süd unter anderem Bestechung, fahrlässiges Herbeiführen einer Überschwemmung und fahrlässige Tötung in Nebentäterschaft durch Unterlassen.
  • Den Stand der Ermittlungen wollte die Staatsanwaltschaft zunächst nicht kommentieren.

Von Christoph Gurk, Buenos Aires

Die Staatsanwaltschaft München hat Ermittlungen gegen TÜV Süd eingeleitet. Untersucht wird, ob das deutsche Prüfunternehmen eine Mitschuld an einem Dammbruch im brasilianischen Brumadinho trägt. Dabei waren Anfang diesen Jahres mindestens 250 Menschen ums Leben gekommen. Eine Berliner Anwältin habe im Auftrag von fünf Hinterbliebenen Strafanzeige gestellt, so die Staatsanwaltschaft München. Vorgeworfen wird dem TÜV Süd unter anderem Bestechung, fahrlässiges Herbeiführen einer Überschwemmung und fahrlässige Tötung in Nebentäterschaft durch Unterlassen. Den Stand der Ermittlungen wollten weder die Staatsanwaltschaft noch der TÜV Süd kommentieren.

Der TÜV Süd habe "großes Interesse" an der Aufklärung der Unglücksursache und biete im Rahmen der laufenden Ermittlungen den Behörden und Institutionen in Brasilien und Deutschland seine Kooperation an, ließ das Prüfunternehmen wissen. Das Unglück von Brumadinho ereignete sich am 25. Januar dieses Jahres. Als gegen Mittag ein Staubecken mit Rückständen aus einer Eisenerzmine brach, ergoss sich eine Schlammlawine über die Kantine. Danach strömten die Erdmassen weiter in Richtung einer nahe gelegene Siedlung, wo sie Gebäude und Bewohner unter sich begrub.

Sicherheitsmängel angeblich aus Angst ignoriert

Einige der Opfer konnten bis heute nicht geborgen werden. Betreiber der Mine war der Bergbaukonzern Vale. Er hatte den Damm 2018 zwei Mal durch den TÜV Süd prüfen lassen. Das Unternehmen war dabei zu dem Schluss gekommen, die Anlage sei sicher. Schnell gab es aber auch den Verdacht, dass Mitarbeiter des TÜV Süd aus Angst, einen großen Auftraggeber zu verlieren, Sicherheitsmängel ignoriert hätten.

Die brasilianische Staatsanwaltschaft hatte deswegen bereits Ermittlungen gegen das Prüfunternehmen und eine Reihe seiner Mitarbeiter aufgenommen. Kurz nach dem Unglück hatten Polizisten das Büro des TÜV Süd in São Paulo durchsucht und mehrere Mitarbeiter vorläufig festgenommen. Und im September warfen brasilianische Behörden sechs TÜV-Mitarbeitern vor, bei Untersuchungen des Damms Gefahren vertuscht zu haben.

In Deutschland leitet nun erstmals die Staatsanwaltschaft München Ermittlungen gegen den TÜV Süd ein. Bei Vorgängen in anderen Ländern bleibt allerdings immer abzuwarten, inwieweit deutsche Ermittler Ansatzpunkte für Straftaten sehen, die hierzulande zur Anklage gebracht werden könnten. Die Rechtslage ist oft kompliziert.

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