Türkei:Rückfall in die Rezession

Die türkische Wirtschaft ist zuletzt so stark geschrumpft wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Der Abschwung kommt für Präsident Erdoğan zu einem ungelegenen Zeitpunkt.

Die türkische Wirtschaft ist Ende vergangenen Jahres so stark geschrumpft wie seit der Finanzkrise 2009 nicht mehr. Das Bruttoinlandsprodukt sank im letzten Vierteljahr 2018 um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, wie die türkische Statistikbehörde mitteilte. Im Gesamtjahr 2018 reichte es zwar noch zu einem Wachstum von 2,6 Prozent - das war aber das kleinste Plus seit neun Jahren. Die Wirtschaftsleistung ist im dritten Quartal vergangenen Jahres um 1,6 Prozent zurückgegangen im Vergleich zum Vorquartal. Im letzten Vierteljahr folgte ein weiteres Minus von 2,4 Prozent.

Die Türkei ist somit in der Rezession. Ökonomen sprechen davon, wenn eine Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge schrumpft. Für die politische Führung kommt der Abschwung zu einem ungelegenen Zeitpunkt, da Ende März in der Türkei die für Präsident Recep Tayyip Erdoğan wichtigen Kommunalwahlen stattfinden.

2017 hatte die türkische Konjunktur noch mehr als sieben Prozent zugelegt. Im vorigen Jahr litt das Land allerdings unter dem Absturz der heimischen Währung um 30 Prozent. Finanzminister Berat Albayrak zeigte sich aber dennoch optimistisch. Die Wirtschaft habe des Schlimmste nun hinter sich, erklärte er auf Twitter. Das Wachstum für 2019 stehe im Einklang mit der Regierungsprognose von 2,3 Prozent.

Ende 2018 litten vor allem der Bausektor und die Industrie des Landes. Die lange boomende Baubranche schrumpfte um 8,7 Prozent, während es in der Industrie um mehr als sechs Prozent nach unten ging. Auch die privaten Haushalte hielten sich merklich zurück und signalisierten mit einem Ausgabenrückgang von rund neun Prozent ein Schwächeln des Binnenkonsums. Grund dafür dürfte auch die hohe Inflation von knapp unter 20 Prozent sein. Im Oktober lag die Teuerung sogar bei gut 25 Prozent - und damit so hoch wie nie in den vergangenen 15 Jahren. Durch die schwache Lira werden Importe deutlich teurer, auf die das rohstoffarme Land angewiesen ist.

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