Auch eine Reise von tausend Meilen beginnt mit dem ersten Schritt, so formulierte es einst Laotse. Was bei einer Reise der erste Schritt, das ist bei Bauten der erste Spatenstich. Ihm gehen viele Planungen voraus, und es ist ein ganz besonderer Moment, wenn es tatsächlich losgeht. Angeblich fand der erste dokumentierte Spatenstich in Laotses Heimat China statt, und zwar schon 113 Jahre vor Christus. Zu jener Zeit handelte es sich dabei nicht wie heute um eine öffentlichkeitswirksame Handlung, sondern um eine rituelle, in vielen Glaubensgemeinschaften Asiens übliche Handlung, um eine Opferzeremonie. Da man die Erde verletzte, mussten die zuständigen Gottheiten mittels der Gabe von Obst, Wein oder Teeblättern besänftigt werden. In modernen Zeiten hat sich eine neue Symbolik entwickelt: Die jeweils Herrschenden – Bürgermeister, Ministerpräsidentin, Bundeskanzler – setzen den ersten Spatenstich bei einem Bauprojekt, das dem Wohle vieler dienen soll. Nigelnagelneue Gummistiefel und Helme zählen zur Ausrüstung der Schaufelnden – es soll ja schöne Bilder für die Öffentlichkeit geben. Am Dienstag durften EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Bundeskanzler Olaf Scholz in Dresden ran, der Bau der TSMC-Chipfabrik beginnt.
Aktuelles Lexikon:Erster Spatenstich
Früher eine Opferzeremonie, inzwischen eine PR-Aktion von Politikerinnen und Politikern – wie am Dienstag in Dresden.
Von Johanna Pfund

Meinung Chipfabrik in Dresden:Fünf Milliarden Euro für ein Chipwerk? Die Subventionen für TSMC sind richtig
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