USA:Trump - der Börsen-Schreck

US-Präsident Donald Trump 2019 im Weißen Haus

Je öfter Trump seine Follower auf Twitter über sein Seelenleben informiert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse sinken.

(Foto: Evan Vucci/AP)
  • Je höher die Anzahl der täglichen Twitterbotschaften des US-Präsidenten ist, desto heikler wird es meist für Anleger.
  • Ein Index hilft, die Auswirkungen der Tweets besser einschätzen zu können.
  • Dessen Name "Volfefe-Index" trägt Spott in sich: Dahinter steckt eines seltsame Wortschöpfung Trumps.

Von Claus Hulverscheidt

Als Faustformel für Kleinanleger kann man vielleicht festhalten: Ab zwei Dutzend wird's kritisch. Das zumindest legt eine Studie der Bank of America nahe, die untersucht hat, ob ein Zusammenhang zwischen der Zahl der täglichen Twitter-Botschaften von Donald Trump und der Entwicklung der Aktienkurse besteht. Ergebnis: Je öfter der Präsident seine 64 Millionen Follower über sein Seelenleben informiert, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Kurse sinken. Bei mehr als 35 Tweets pro Tag geht es sogar ziemlich sicher bergab. Umgekehrt steigen die Kurse meist, wenn sich Trump binnen 24 Stunden weniger als fünf Mal meldet.

Was klingt wie die Spielereien einiger nicht ausgelasteter Bankmitarbeiter, hat einen ernsten Hintergrund. Immer öfter nämlich äußert sich Trump per Tweet zu Themen, die auf den Finanzmärkten als potenziell kursbewegend gelten: Egal ob der Handelsstreit mit China und Europa oder das sensible Thema der US-Leitzinsen - jede Zorneswallung wird in Echtzeit verbreitet.

Je nervöser der Präsident dabei wird, desto mehr überträgt sich diese Nervosität auch auf die Märkte. Entsprechend müssen Börsianer, Profis wie Hobbyhändler, bei ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen heute neben den üblichen Kursen und Grafiken auch Trumps Twitter-Konto im Auge behalten.

Starker Anstieg der Zahl kursbewegender Botschaften

Die Großbank J. P. Morgan hat nach einem Bericht des Senders CNBC gar einen eigenen Index entwickelt, der die Zahl der "marktbewegenden" Tweets misst und sie ins Verhältnis zu den Preisschwankungen am Rentenmarkt setzt. Seit Anfang 2018 ist die Zahl der Botschaften, die eine unmittelbare Kursreaktion nach sich zogen, von durchschnittlich zwei oder drei pro Monat auf mehr als 80 gestiegen. Betrachtet man zugleich die Preisschwankungen am Rentenmarkt, die sogenannte Volatilität, dann zeigt sich, dass beide Kurven nahezu identisch verlaufen: je mehr Tweets, desto größer die Kursausschläge.

Auf der Suche nach einem Namen für das Börsenbarometer wurden die Banker ebenfalls bei Trump höchstselbst fündig: Es heißt "Volfefe-Index" - eine Kombination aus Volatilität und jener rätselhaften Wortschöpfung "covfefe", die sich vor gut zwei Jahren in einem Trump-Tweet fand.

Schaut man sich die mitten im Satz endende, nach Mitternacht versandte Nachricht heute noch einmal an, dann spricht alles dafür, dass sich der Präsident einfach vertippt hatte, wie es vielen Twitter-Nutzern schon passiert ist. Da Trump aber nun einmal nie Fehler eingesteht oder aber - wie er es selber sieht - schlicht keine macht, mussten seine Adjutanten erklären, er habe in voller Absicht "covfefe" geschrieben: "Der Präsident und eine kleine Gruppe von Leuten wissen genau, was er damit meint", so sein damaliger Sprecher.

J. P. Morgan hat auch geprüft, um welche Uhrzeit Anleger am ehesten mit einer jener zehn Twitter-Botschaften rechnen müssen, die Trump seit seinem Wahlsieg 2016 pro Tag im Schnitt absetzt. Besonders kritisch ist es demnach zwischen zwölf und 14 Uhr. Von fünf bis zehn Uhr morgens dagegen herrscht meist Ruhe, das, so folgern die Experten, scheine die "Schlafenszeit" des Präsidenten zu sein. Ehemalige Mitarbeiter haben allerdings anderes berichtet: Am frühen Morgen sitzt Trump demnach fast immer vor dem Fernseher.

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