KryptowährungenPump and Trump

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Wer will diesem Mann die Hand schütteln? Kein Problem, wenn man sehr große Geldsummen in seine Kryptowährung investiert.
Wer will diesem Mann die Hand schütteln? Kein Problem, wenn man sehr große Geldsummen in seine Kryptowährung investiert. (Foto: Daniel Torok/White House/Imago)

Wer besonders viel von der Kryptowährung besitzt, die mit dem US-Präsidenten verbunden ist, bekommt ein exklusives Treffen im Weißen Haus. Der Kurs steigt nach dieser Ankündigung massiv. Ist das legal? Vermutlich nicht. Wird das Konsequenzen haben? Vermutlich nicht.

Von Max Muth

Die mit US-Präsident Donald Trump assoziierte Kryptowährung $Trump hat in der Nacht zum Donnerstag zwischenzeitlich etwa 60 Prozent an Wert zugelegt. Das allein ist in der volatilen Welt der Coins und Tokens eigentlich keine Nachricht wert. Der Grund für den Kurssprung löst allerdings Diskussionen aus. Denn Trump-Coin hatte zuvor auf der eigenen Website einen kleinen Wettbewerb ausgerufen: Diejenigen 220 Personen, die vom 23. April bis zum 12. Mai durchschnittlich am meisten $Trump-Coins gehalten haben, dürfen am 22. Mai bei einem exklusiven Dinner mit Donald dabeisein. Die Top 25 aus dieser Gruppe dürfen vorher sogar in kleinem Kreis bei Mr. Trump im Weißen Haus vorbeischauen.

Die Botschaft der Organisation „Fight, Fight, Fight“, die hinter der Währung steckt und die dem Trump-Clan zuzuordnen ist, ist klar: „Kauft, kauft, kauft!“ Und wenn ihr genug kauft, könnt ihr euren Helden treffen. Die Aktion zerrt die Kryptowährung nun schon zum zweiten Mal ins Licht der Öffentlichkeit. Zu deren Start rund um die Amtseinführung Trumps am 20. Januar stieg der Kurs von wenigen Cent auf zwischenzeitlich 75 US-Dollar, was einige Investoren deutlich reicher gemacht haben dürfte. Die vergangenen Monate (es waren nur drei, obwohl es sich länger anfühlt) dümpelte der Kurs bei rund zehn Dollar vor sich hin, bevor es nun wieder schlagartig nach oben ging.

Die Börsenaufsicht macht keine Anstalten, Trump-Coin zu regulieren

Bis zum 12. Mai, der Frist für die Bewertung, könnten noch einige Kursschwankungen dazukommen, wenn etwa Trump selbst das Event auf seinen Social-Media-Kanälen bewirbt, neue Anreize oder tolle Preise angekündigt werden. Im strengen Sinne legal dürften solche Aktion eher nicht sein.

Doch den Machern hilft, dass die zentralen Fragen rund um die Trump-Währung nach wie vor ungeklärt sind. So behauptet die Organisation zwar, dass $Trump keinesfalls eine Geldanlage ist, sondern nur ein Symbol, um ihren Helden zu zelebrieren. Aber natürlich ist es eine Geldanlage. Es erfüllt auch mindestens drei der vier Kriterien des Howey-Tests, mit dem die US-Wertpapieraufsicht SEC definiert, welche Anlagen als Wertpapiere zu verstehen sind: In diesem Fall wird das Produkt erstens gegen Geld gekauft, es wird zweitens in ein Unternehmen investiert, die Investoren haben, anders als die Macher sagen, auch drittens eine klare Gewinnerwartung.

Cui bono? In diesem Fall ziemlich eindeutig.

Doch die SEC hat sich bisher zu dieser Frage nicht geäußert und wird das wohl auch nicht tun. Trump hat nicht ohne Grund den der Kryptoindustrie wohlgesonnenen Paul Atkins zum Chef der Behörde gemacht. Auch die CFTC – das SEC-Pendant für andere Anlagegüter – könnte theoretisch eine Untersuchung einleiten, wird es aller Voraussicht nach ebenfalls nicht tun. Bliebe noch der US-Kongress, der ebenfalls die Frage stellen könnte, ob Insiderhandel mit präsidialem Siegel vielleicht keine so gute Idee ist und das Land mehr und mehr wie eine despotische Bananenrepublik aussehen lässt. Doch die Republikaner haben bislang wenig Lust erkennen lassen, ihrem Präsidenten Grenzen aufzuzeigen.

Dass irgendetwas nicht mit rechten Dingen zugeht, ist indes sehr wahrscheinlich. Denn erst vor wenigen Tagen wurden 40 Millionen neue Token, die indirekt dem Trump-Clan gehören, freigeschaltet, was so viel heißt wie, dass ihre Halter sie nun verkaufen dürfen. Experten hatten damit gerechnet, dass das zügig passieren dürfte – und den Kurs massiv nach unten drückt. Wie schön für die potenziellen Verkäufer, dass es nun Nachrichten gibt, die den Kurs stützen.

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