EU-Handelskommissar Karel De Gucht will die Gespräche mit den USA über ein Freihandelsabkommen trotz der Spionagevorwürfe gegen Washington nicht abbrechen. "Wir verhandeln mit den USA, weil wir überzeugt sind, dass es unseren Bürgern Vorteile bringt, und nicht, weil uns die Amerikaner schöne Augen machen", sagte De Gucht im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung.
Er sorge sich nicht um die Vertraulichkeit. Ob die Verhandlungen ausgespäht würden, wisse er nicht. "Das kann niemand wissen. Selbst Bundeskanzlerin Merkel wusste nicht, dass ihr Telefon abgehört wurde", sagte De Gucht. Außerdem könne "kein Spion der Welt meine Gedanken lesen".
Scheitern nicht ausgeschlossen
De Gucht hob die geostrategischen Interessen der Europäer hervor. "Der große Kampf im Welthandel der Zukunft wird sich um Normen, Standards, Staatshilfen und Regulierungen drehen, nicht mehr um Zölle. Wir Europäer müssen global die Standards setzen, damit es nicht andere für uns tun. Es ist überlebenswichtig, dass nicht China uns Standards vorgeben kann." Die größte Handelsstraße der Welt verlaufe zwischen Europa und Amerika, wo täglich Güter im Wert von zwei Milliarden Euro gehandelt würden.
De Gucht schloss ein Scheitern der Verhandlungen nicht aus. Er werde seinen Verhandlungspartner Mike Froman in zwei Wochen in Davos sehen, und "unter vier Augen sprechen, wie wir konkret vorgehen. Mitte Februar treffen wir uns noch einmal, um zu sehen, welche Probleme es gibt und wie die Chancen stehen, ein Abkommen zu erreichen. Nach dieser politischen Bestandsaufnahme werden wir klarer wissen, was wir erreichen können."
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