Es geht um zwei DIN-A4-Seiten Papier, die alles besser machen sollten, aber schon der Name ist kompliziert: Produktinformationsblatt heißt das Papier, mit dem das Image der Riester-Rente aufgebessert werden sollte. Diesen Beipackzettel müssen die Anbieter der staatlich geförderten privaten Altersvorsorge seit Anfang 2017 den Verbrauchern vor Vertragsabschluss aushändigen.
Übersichtlich, leicht verständlich und vergleichbar sollen die Informationen darauf sein - und alles enthalten, was wichtig ist, also Angaben zu Kosten, Risiken, Chancen, einheitlich gestaltet und von der Produktinformationsstelle für Altersvorsorge (PIA) sogar staatlich überwacht. Doch viel gebracht hat das Blatt bislang nicht.
15 Jahre nach ihrer Einführung ist das Image der Riester-Rente schwer angekratzt. Sie gilt als zu teuer, zu kompliziert, zu undurchsichtig. Zwar wurden 16,5 Millionen Verträge abgeschlossen. Davon sind nach Angaben des Bundesarbeitsministeriums aber "gut ein Fünftel" ruhig gestellt, es werden dafür also keine Beiträge mehr bezahlt. Außerdem ist die Zahl der Verträge zuletzt kaum gestiegen.
Der Nicht-Mathematiker ist mit den Informationen überfordert, sagt der Mathematiker
Auch die Nachfrage nach den geförderten Produkten hat jedoch nicht die neuen Produktinformationsblätter belebt. Sie sollten "einen schnellen und einfachen Vergleich vieler Produkte" ermöglichen. So formulierte es das Bundesfinanzministerium Anfang 2016. "Schön wär's", sagt hingegen Axel Kleinlein, Vorstandsvorsitzender des Bundes der Versicherten (BdV). Er glaubt nicht, dass das Blatt den Verbrauchern mehr Durchblick verschafft hat.
Kleinlein sieht mehrere Verständnisprobleme: Verbraucher können nun die Beipackzettel nebeneinander legen, aber die möglichen Erträge zu vergleichen, bleibt schwierig. Dazu muss man zum Beispiel wissen, das sich nur Verträge mit der gleich hohen Chancen-Risiko-Klasse vergleichen lassen (von denen es fünf gibt). Auch bei den Kosten fürchtet der Mathematiker Kleinlein, dass der Nicht-Mathematiker mit den Informationen überfordert ist.
Der BdV-Chef hätte sich hier gewünscht, dass die Anbieter darlegen müssen, wie viel vom eingezahlten Beitrag überhaupt angespart wird. Beispiel: Der Kunde knappst 100 Euro monatlich für eine Riester-Rente ab, nach Abzug der Kosten werden tatsächlich 90 Euro angelegt. Angegeben werden nun "Effektivkosten". Hier wird dem Verbraucher vorgerechnet, wie viel bei einer Wertentwicklung von zum Beispiel drei Prozent übrig bleibt, wenn die effektiven Kosten abgezogen sind, also zum Beispiel magere 0,88 Prozent, wie bei einem Riester-Rente-Vertrag (Strategie Plus) der AachenMünchener Lebensversicherung. Aufgeführt sind außerdem Abschluss- und Vertriebskosten, Verwaltungskosten und Kosten für einzelne Anlässe, wie etwa einer Kündigung oder einem Versorgungsausgleich bei einer Scheidung. Kleinlein kritisiert außerdem, dass bei geförderten Fonds- und Bankssparplänen oft nur Kosten für die Einzahlungsphase genannt werden. "Die Kunde wollen doch auch wissen, was beim Bezug der Riester-Rente auf sie zukommt", sagt er.
Für den BdV-Chef ist deshalb klar: "Die Riester-Rente ist derart komplex, dass das durch zwei DIN-A4-Seiten nicht geheilt werden kann." Er wünscht sich ein einfaches, günstiges Standardprodukt für die staatlich geförderte Altersvorsorge. Hier aber habe die Versicherungswirtschaft "leider versagt".