Treffen in Algier:Was die Öl-Einigung bedeutet

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Ölförderung nahe Gomel im Südosten Weissrusslands. (Foto: imago/ITAR-TASS)
  • Die Ölproduktion soll von derzeit gut 33,24 Millionen Barrel um mindestens 750 000 auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag gedrosselt werden.
  • Damit würde das bisherige Überangebot aber immer noch nicht unter die Nachfrage fallen.

Von Paul-Anton Krüger, Kairo

Die Woche hatte in Saudi-Arabien mit schlechten Nachrichten begonnen: Der König kürzt seinen Ministern die Gehälter um 20 Prozent - und auch vielen Untertanen. Zwei Drittel der arbeitenden Saudi-Araber stehen auf den Gehaltslisten des Staates. Sie müssen künftig auf üppige Boni verzichten. Die Zeiten, in denen der Ölpreis über hundert Dollar lag, sind seit zwei Jahren vorbei, das Haushaltsdefizit in Riad schrammte offiziell gerade noch an der 100-Milliarden-Dollar-Marke vorbei.

Das ist die Ausgangslage, mit der Ölminister Khalid al-Falih, der sich jetzt offiziell Energieminister nennt, nach Algier gereist war, um mit seinen Kollegen aus den Mitgliedstaaten des Öl-Kartells Opec über Förderobergrenzen zu verhandeln. Ihr Ziel: die Preise stabilisieren. Saudi-Arabien hatte sich dem seit Beginn der Preisverfalls verweigert, und vor dem als informell deklarierten Treffen dämpften sowohl die Saudi-Araber die Erwartungen als auch ihre schärfsten Rivalen am Golf, die Iraner.

Bescheidene Einschnitte

Umso überraschter reagierten am späten Mittwochabend die Ölmärkte, als in der algerischen Hauptstadt durchsickerte, dass sich eine Einigung abzeichne. Um sechs Prozent schossen die Preise zwischenzeitlich in die Höhe, ganz in die Nähe jener 50 Dollar, die al-Falih jüngst als untere Grenze bezeichnet hatte, damit die Investitionen in die Förderung nicht zusammenbrechen. Am Donnerstag aber war der Preisanstieg schon wieder vorbei. Je mehr über den Ausgang des Treffens bekannt wurde, desto mehr wuchsen die Zweifel, dass die Opec mit der Vereinbarung dauerhaft eine Trendwende schaffen kann.

Zunächst einigten sich die Ölstaaten auf recht bescheidene Einschnitte bei der Förderung. Sie soll von derzeit 33,24 Millionen Barrel um mindestens 750 000 auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag gedrosselt werden. Damit würde das bisherige Überangebot aber immer noch nicht unter die Nachfrage fallen; dazu sind die Lager so voll wie nie. Auch pumpen in den Vereinigten Arabischen Emiraten und Kuwait wichtige Produzenten am Golf auf Rekordniveau, Saudi-Arabien ist nicht weit von seinen Höchstwerten entfernt - und sie alle können ihre Produktion zunächst noch weiter steigern.

Denn die Details und vor allem Förderquoten müssen erst noch bis zur nächsten regulären Opec-Sitzung am 30. November ausgehandelt werden. Irans Ölminister hatte vor dem Treffen erklärt, die Förderung seines Landes, derzeit etwa 3,6 Millionen Barrel, erst bei vier Millionen einfrieren zu wollen. Teheran argumentiert damit, dass sich seine Ölindustrie noch von den Folgen der im Frühjahr aufgehobenen Sanktionen wegen des Atomstreits erhole und erst das alte Niveau erreichen müsse.

Ölförderung
:Opec drosselt Förderung - Ölpreis steigt

Auf einem informellen Treffen haben sich die Opec-Staaten auf eine Begrenzung der Fördermenge verständigt - die Märkte reagierten umgehend.

Das war bislang aber genau der Streit mit Saudi-Arabien. Riad machte es zur Bedingung, dass sich der regionale Rivale an den Einschnitten beteiligt. Irans Ölminister Bijan Zanganeh sagte nach dem Treffen, sein Land müsse die Produktion nicht drosseln. Nun spekulieren Analysten schon, der Deal könne auseinanderfallen, bevor sich die Opec-Delegierten Ende November in Wien versammeln. Der Irak, in größten Budgetschwierigkeiten, dürfte ebenfalls versuchen, seine Produktion zu erhöhen. In Libyen, das derzeit von seinen schrumpfenden Währungsreserven lebt, stiegt die Förderung jüngst von 260 000 auf knapp eine halbe Million Barrel; bis zum Jahresende soll es das Doppelte sein.

Dazu kommt: Das Kartell hat keine wirksamen Mechanismen, die Fördergrenzen zu kontrollieren und durchzusetzen, dafür die Mitgliedstaaten eine lange Geschichte, bei den Quoten zu schummeln. Auch ist die Frage, wie sich die Ölproduzenten außerhalb des Kartells verhalten. Russland hat die Einigung begrüßt und hält sie für ein positives Signal, will aber seine eigene Produktion nicht zurückfahren. Zudem könnten steigende Preise Fracking und andere unkonventionelle Fördermethoden wieder attraktiv machen - diese aus dem Markt zu drängen, war aber gerade das Hauptziel der saudischen Strategie.

© SZ vom 30.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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