Fintech:Warum die Bafin bei Trade Republic genauer hinschaut

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Der Online-Broker Trade Republic hat seine Kundenzahl in den vergangenen zwölf Monaten verdoppelt. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Der Neobroker lockt Kunden mit hohen Zinsen, doch parkt einen Teil des Geldes in Geldmarktfonds ohne Einlagensicherung. Ist das klar genug gekennzeichnet? Das Zinskonto ist ins Visier der Finanzaufsicht geraten.

Von Nils Heck, Köln

Die vergangenen zwölf Monate waren für Trade Republic eine einzige Party. In nur wenigen Wochen schaffte es der Neobroker, rund eine Million Anmeldungen für seine Bankkarte zu erreichen, einen ähnlichen großen Ansturm gab es nun auf das neue Girokonto. Das führte dazu, dass Trade Republic schon Anfang Januar mit rekordverdächtigen Zahlen aufwarten konnte: Acht Millionen Kunden und ein verwaltetes Vermögen von mehr als 100 Milliarden Euro zählte das Berliner Start-up damals, das stark vom ETF-Boom in der Coronazeit profitierte.

Besonders stark zum Kundenwachstum beigetragen hatte Gründer Christian Hecker zufolge aber auch, dass Trade Republic den EZB-Zins komplett an die Kunden weiterreichte. Als viele Banken gerade einmal ein oder zwei Prozent an ihre Kunden zahlten, lockte Trade Republic mit bis zu vier Prozent pro Jahr und auch jetzt können Kunden bei der Berliner Firma noch immer 2,75 Prozent kassieren. Das zieht und zog viele Neukunden an, die ihr Geld gerne bei dem Fintech mit Vollbanklizenz parken.

Doch genau dieses Zinskonto ist nun ins Visier der Finanzaufsicht Bafin geraten. Die nämlich stört sich daran, dass die Kunden von Trade Republic nicht ausreichend darüber informiert werden, wo ihr Geld tatsächlich liegt. Offiziell äußern wollte sich die Bafin dazu nicht. Zuerst darüber berichtet hatte das Manager Magazin. Trade Republic teilt auf Anfrage mit: „Die Produkte von Trade Republic entsprechen den strengen Regularien der Bafin.“ Der laufende Austausch mit der Bafin sei zudem „normale Aufsichtspraxis.“

Geld der Neobroker-Kunden liegt oft in Geldmarktfonds

Anders als bei herkömmlichen Banken liegt das Geld der Neobroker-Kunden meist bei großen Partnerbanken oder aber in qualifizierten Geldmarktfonds. Letztere investieren das Geld in Zinspapiere von Staaten oder Unternehmen mit guter Bonität. Wie beim Tagesgeld können Kunden jederzeit darauf zugreifen. Anders als wenn das Geld auf dem Konto einer Bank liegt, greift hier im Falle eines Krisenfalls nicht die garantierte Einlagensicherung von 100 000 Euro je Kunde und Bank. Kunden behalten im Krisenfall weiter Zugriff auf die Anteile am Geldmarktfonds, die aber theoretisch schwanken können.

Die Bafin stört sich nun gar nicht per se daran, dass das Geld in den Fonds liegt, sondern an der fehlenden Transparenz des Angebots, wie die SZ aus informierten Kreisen erfuhr. Demnach mache der Neobroker aus Berlin nicht deutlich genug, dass das Geld der Kunden teilweise in Geldmarktfonds liegen könnte. Unter diesem Aspekt schaut sich offenbar die Fachaufsicht das Produkt des Neobrokers schon eine ganze Weile an. Bei dieser Überprüfung handelt es sich aber dem Vernehmen nach nicht um eine offizielle Sonderprüfung, wie sie die Bafin auch bei Unternehmen vornehmen kann, sondern erst einmal um einen etwas intensiveren Austausch. Offiziell äußern wollte sich die Bafin dazu nicht. Dass die Details für Kunden nicht sofort und einfach einsehbar sind, hatten zuvor auch schon Verbraucherschützer in der Wirtschaftswoche moniert.

So finden Kunden von Trade Republic heraus, wo ihr Geld liegt

Kunden, die sich genauer für den Verbleib ihres Geldes interessieren, finden in der neuesten App-Version beispielsweise auf der Unterseite „Cash“, bei der sie auch die Zinseinnahmen und den insgesamt geparkten Betrag einsehen können, in sehr kleiner Schrift einen Zweizeiler: „Der Saldo zeigt die gesamten nicht investierten Barmittel an. Erfahren Sie, wie Ihre Barmittel zugewiesen werden.“ Wo das Geld dann genau liegt, finden Kundinnen und Kunden heraus, wenn sie noch tiefer in die App klicken. Dort sehen sie dann, ob das Geld beispielsweise bei einer der Partnerbanken wie J.P. Morgan oder aber in einem Geldmarktfonds von beispielsweise Blackrock liegt – und wiederum dahinter, welche Risiken mit dem Investment einhergehen könnten.

Entscheiden, wo das eigene Geld angelegt wird, können die Kunden bei Trade Republic übrigens nicht. Sie stimmen beim Anlegen zu, dass sich das Berliner Fintech darum kümmert. Auch auf die Verteilung haben die Kundinnen und Kunden keinen Einfluss. Wie viel des eigenen Geldes tatsächlich in Geldmarktfonds landet und wie viel auf einem Konto der Partnerbanken liegt, entscheidet Trade Republic in Abhängigkeit von mehreren Faktoren, darunter den Mittelzuflüssen und der Höhe des eingezahlten Geldes.

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