Toyota:Wenn Lobbyismus nicht mehr hilft

Total verkalkuliert: Toyota drohte wohl schon 2007 eine Rückrufaktion. Durch Lobby-Arbeit wurde sie abgebogen - doch jetzt kommt alles viel schlimmer.

Toyota gerät in Erklärungsnot: Der japanische Autobauer rühmt sich in internen Dokumenten, vor drei Jahren durch viel Lobby-Arbeit in den USA einen massiven Rückruf vermieden zu haben. Dadurch habe das Unternehmen 100 Millionen Dollar gespart, heißt es in den Papieren, aus denen US-Medien zitieren.

Toyota, Foto: dpa

Seit wann wussten die Toyota-Verantwortlichen von den technischen Problemen? Ein Mechaniker checkt im Februar 2010 einen zurückgerufenen Prius.

(Foto: Foto: dpa)

Bereits damals ging es um das ungewollte Beschleunigen in einigen Toyota-Modellen. Am Ende der Diskussion mit den US-Behörden rief der japanische Hersteller im September 2007 lediglich 55.000 Autos zurück, weil sich die Fußmatten mit den Gaspedalen zu verkeilen drohten.

Toyota-Chef vor US-Kongress

Mittlerweile sind es 5,3 Millionen Wagen, die alleine wegen dieses Mangels in die Werkstätten müssen.

Die Dokumente hatte Toyota an Ausschüsse des US-Kongresses übergeben.

Die Parlamentarier untersuchen in den kommenden Wochen, wie Toyota mit der Pannenserie der jüngeren Vergangenheit umgegangen ist.

Am Dienstag beginnen die Anhörungen, am Mittwoch wird Toyota-Chef Akio Toyoda den Abgeordneten Rede und Antwort stehen.

Die zentrale Frage ist: Seit wann wussten die Verantwortlichen von den technischen Problemen. Die Papiere sind datiert auf den 6. Juli 2009. Zu dem Termin hatte ein ranghoher Toyota-Manager seinen Kollegen bei einer Präsentation die Erfolge der Lobby-Arbeit des Unternehmens vorgestellt.

Demnach hatte Toyota auch eine Untersuchung wegen Rosts an Tacoma-Pick-ups vermieden und die Einführung von schärferen Crash-Tests hinausgezögert.

Mittlerweile hat der japanische Autohersteller wegen diverser Mängel insgesamt rund 8,5 Millionen Autos in die Werkstätten beordert, die meisten Fahrzeuge davon auf dem wichtigen US-Markt: Nicht nur Fußmatten verrutschen, auch Gaspedale klemmen, bei Hybridwagen setzen die Bremsen zeitweise aus und bei Pick-ups reißen Antriebswellen aus der Verankerung.

34 Tote bei Unfällen in den USA

Zudem steht die Lenk-Unterstützung bei rund einer halben Million Corolla-Kompaktwagen im Verdacht, zeitweise auszufallen.

Drei Ausschüsse des US-Kongresses beschäftigen sich mit der Pannenserie. Allein in den USA sollen 34 Menschen bei Unfällen, die auf das ungewollte Beschleunigen zurückgehen, gestorben sein. In Deutschland ruft Toyota wegen der klemmenden Gaspedale rund 216.000 Wagen zurück.

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