Toyota: Rückrufaktion:1,8 Millionen Autos müssen in die Werkstatt

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Jetzt auch in Europa: Toyota beordert millionenfach Autos in die Werkstätten - wegen Problemen mit klemmenden Gaspedalen. Der Schaden ist immens.

T. Fromm

Ein kleines Gaspedal stürzt den weltgrößten Autokonzern Toyota in die schlimmste Krise seiner 70-jährigen Geschichte: Weil sich bei etlichen Fahrzeugen das Gaspedal verklemmen kann und für eine unkontrollierte Beschleunigung sorgt, muss der Konzern einen erheblichen Teil seines Autobestandes zurückrufen. Nachdem der Autobauer bereits in den USA Millionen Wagen in die Werkstätten zurückgeholt hatte, weitet sich das Problem nun auch auf Europa aus. Etwa 1,8 Millionen Fahrzeuge seien hier betroffen, so die Europazentrale des japanischen Konzerns in Brüssel. Auch in China sind 75.000 Autos von der Aktion betroffen. Insgesamt ist nun von 5,5 Millionen Autos die Rede - das sind zwei Drittel der 7,5 Millionen Wagen, die Toyota 2008 überhaupt verkauft hat.

Toyota in Bedrängnis: Qualitätsmängel bringen die einst so gefeierte Marke ins Schleudern, weil das Gaspedal klemmt. (Foto: Foto: dpa)

Fahrer mit Kontrollverlust

Die Folgen der Panne sind tückisch: Wenn sich das Gaspedal verklemmt, beschleunigt das Fahrzeug und der Fahrer kann die Kontrolle verlieren. Allein in den USA soll es bei 275 Unfällen 18 Tote gegeben haben. Toyota zufolge seien in Europa bislang nur wenige Vorfälle mit klemmenden Gaspedalen bekannt - größere Unfälle oder gar Todesfälle habe es nicht gegeben. Laut ADAC ist für Deutschland "kein einziger Vorfall" bekannt.

Ein Toyota-Sprecher erklärte am Freitagabend, noch sei nicht klar, wie viele Fahrzeuge in Deutschland von der Rückrufaktion betroffen seien. 2009 verkaufte der Hersteller in Europa 882.350 Autos, in Deutschland waren es 138.000. Die Halter betroffener Fahrzeuge in Deutschland bekämen in den nächsten Tagen einen Brief des Kraftfahrtbundesamtes, teilte der Konzern mit. Darin würden sie über den Rückruf informiert und gebeten, eine Toyota-Werkstatt aufzusuchen. Dort werde das Gaspedal dann repariert oder ausgetauscht. In Deutschland reagierten Toyota-Fahrer mit großer Sorge auf die Pannenserie. Am Freitag riefen an die 75 Kunden pro Stunde an, sagte ein Unternehmenssprecher

In die Werkstatt müssen zurzeit der Kleinstwagen Aygo aus dem Produktionszeitraum 2005 bis 2009, der Kleinwagen iQ von 2008 und 2009, der Kleinwagen Yaris mit Fertigungsdatum zwischen 2005 und 2009, der kompakte Auris von 2006 bis 2010, der Kompakt-Van Verso aus den Jahren 2009 und 2010, der Mittelklässler Avensis von 2008 und 2009, das Kompakt-SUV RAV4 aus den Jahren 2005 bis 2009 sowie der in Deutschland nicht verkaufte kompakte Corolla der Jahre 2006 bis 2009. Nicht betroffen sind das Hybridauto Prius, die Geländewagen und die Modelle der Schwestermarke Lexus. Am Freitag teilte der Konzern mit, man habe den Grund für die Probleme gefunden und arbeite nun mit dem kanadischen Zulieferer CTS an einer Lösung. Ziel sei es, die Reparatur so schnell wie möglich zu erledigen. Bei Autos, die Toyota gerade baue, würden überarbeitete Gaspedale eingesetzt.

Auch der Toyota-Konkurrent Honda teilte inzwischen mit, 600.000 Autos zurückzurufen. Betroffen sind die Modelle City und Jazz, das auch unter dem Namen Fit verkauft wird. wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Bei diesen hätten die Fensterheber bereits mehrmals zu Feuern geführt.

Teure Panne belastet Toyota-Aktie

Das weltweite Pannendesaster dürfte Toyota teuer zu stehen kommen. Allein die Ersatzteile könnten weit über 100 Millionen Euro kosten. Arbeitskosten sind hier noch nicht mit eingerechnet. Inwiefern sich das klemmende Gaspedal auf künftige Käuferentscheidungen auswirkt, ist zurzeit so gut wie gar nicht messbar. "Tatsache ist, dass das Image von Toyota vor allem von den Faktoren Qualität und Sicherheit bestimmt wird", sagt ein Unternehmensberater, der Toyota gut kennt. Gerade dieses Image gerate nun verstärkt unter Druck. "Unser Image ist eine Art Bankkonto", sagt daher auch ein Toyota-Manager, der namentlich nicht genannt werden wollte. "Im Moment zahlen wir eher aus."

Analysten gehen davon aus, dass der Konzern, der zuletzt ein Milliardenminus einfuhr, täglich Millionen Dollar verliert. Die Aktie des Unternehmens fällt seit Tagen ununterbrochen und verlor allein in dieser Woche rund 14 Prozent.

© SZ vom 30./31.01.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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