Toyota:Nur keine Feinde machen

Toyota

Qualitätskontrolle in einem Werk von Toyota.

(Foto: PR)

Japans größter Autohersteller baut Kooperationen in China auf und besänftigt gleichzeitig Donald Trump mit hohen Investitionen in die amerikanische Produktion - ein wirtschaftlicher Spagat.

Von christoph neidhart, Tokio

Für die Zukunft setzt Toyota auf Asien, insbesondere auf China. Für die Gegenwart auf die USA. Anders lässt sich eine interne Äußerung von Konzernchef Akio Toyoda, die nicht für die Öffentlichkeit gedacht war, kaum interpretieren. Im April vereinbarte der größte japanische Autobauer mit der Tsinghua-Universität in Peking die Schaffung eines Forschungsinstituts für grüne Technologien, außerdem rüstet Toyota den staatlichen chinesischen Autokonzern BAIC mit Brennstoffzellen-Technologie für Busse aus. Toyota wolle "in China aufs Gaspedal" treten, sage Toyoda nach einem Protokoll, das der Nachrichtenagentur Reuters vorliege.

Um US-Präsident Donald Trump nicht gegen Toyota aufzubringen, wollte er die beiden Vorstöße in China jedoch erst ankündigen, so Toyoda, nachdem er bekanntgegeben hatte, dass sein Unternehmen 749 Millionen Dollar in den Ausbau der Produktion in den USA stecken werde. "Um global handeln zu können, müssen wir ein Gleichgewicht zwischen den USA und China finden", wird Toyoda zitiert. Es sei wichtig, "dass wir uns keine Feinde machen."

Bei seinem Besuch in Tokio lobte Trump Toyoda am Samstag explizit für die neue Investition in den USA. Dass Toyota für seine Forschung und Entwicklung, also für die Zukunft, eher auf China setzt, scheint dem US-Präsidenten entgangen zu sein. Noch vor Kurzem war das anders: Entwicklung im Westen, Produktion in China. Intern, heißt es im Reuters-Bericht, spreche das Toyota-Management von einem "Schwenk nach Asien". Voriges Jahr hatte Toyota eine Milliarde Dollar in "Grab" investiert, ein in Singapur beheimateter Fahrdienstvermittler wie Uber (an dem Toyota auch beteiligt ist). Damit will Toyota für eine Zukunft mit fahrerlosen Taxis gerüstet sein.

Der Schwenk nach Asien hängt nicht direkt mit Trumps Handelskrieg gegen China zusammen. Aber Trumps Politik und die verbesserten Beziehungen zwischen Japan und China beschleunigen diesen zweifellos. Toyota, ein Unternehmen, das sich sonst jede politische Stellungnahme verbietet, ließ seinen amerikanischen Ableger jüngst lautstark gegen Trumps Zölle protestieren. Toyota unterhalte zehn Fabriken in den USA und habe dort bisher 60 Milliarden Dollar investiert, aber Trump bedeute dem Unternehmen, es sei nicht willkommen. Trump zwinge China ungewollt dazu, schneller wettbewerbsfähig zu werden.

Peking passe seine Investitionsgesetze internationalen Vorgaben an, meint Kyoyuki Seguchi, Chef-Ökonom am Canon-Institut in Tokio. Das Land halte Copyrights nun besser ein und wolle auf das Erzwingen von Technologietransfers verzichten. Unter dem Druck von außen reformiere China seine Wirtschaftsstrukturen in einem Tempo, wie er es sich bis noch vor Kurzem nicht hätte vorstellen können, so Seguchi.

Für Toyota gab es bis vor einigen Jahren keine Alternative zum Alleingang, das Unternehmen hütete seine Entwicklungen sorgsam. Im April dagegen gab es seine Hybrid-Technologie frei. Fortan können andere Autobauer die 24 000 Patente des Toyota-Prius lizenzieren. Damit wolle das Unternehmen zur raschen Verbreitung dieser Brückentechnologie zum Elektroauto beitragen, so Akio Toyoda, der meint, die Herausforderungen der Zukunft seien nur mit Partnern zu bewältigen. Toyota werde sich öffnen und neue Freunde gewinnen. Dazu gehört offenbar auch Peking. In den Interna, die Reuters veröffentlichte, sagte Toyoda, das Unternehmen genieße die volle Unterstützung der chinesischen Regierung. "Aber wir sollten das nicht für selbstverständlich nehmen und uns weiter bemühen."

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