Toyota ist erfolgreichster Autobauer: Erster Platz auf Zeit

Infografik: Toyota, VW und General Motors im Vergleich

Toyota hat sich 2012 gegen VW und General Motors als erfolgreichster Autobauer durchgesetzt.

(Foto: SZ-Infografik)

Jubel in Japan: Toyota ist nach teuren Rückruf-Aktionen und Tsunami-Katastrophe wieder der größte Autobauer der Welt. Doch auf diesem Titel können sich die Japaner nicht ausruhen. Schon im nächsten Jahr könnte VW oben stehen. Oder General Motors. Oder sogar ein Aufsteiger aus Korea.

Von Thomas Fromm

General-Motors-Boss Dan Akerson, Toyota-Deutschland-Chef Toshiaki Yasuda und der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn sind drei sehr unterschiedliche Managerkollegen. Und doch klingt das, was sie sagen, oft sehr ähnlich. Akerson zum Beispiel sagt, dass es noch längst kein Beweis für Erfolg sei, wenn man die meisten Autos verkaufe. Der Japaner meint, es gebe Wichtigeres als einen hohen Absatz - zufriedene Kunden nämlich. Und auch Winterkorn erklärt in Gesprächen gerne, warum ihm Qualität und glückliche Kunden wichtiger als alles andere sind. So weit die Theorie.

In Wahrheit aber wollen die Automanager vor allem eines: den größten Autobauer der Welt steuern. Größe, das ist nicht nur Absatz. Größe soll Kunden beeindrucken und Mitarbeiter motivieren. Und zahlt sich auch für die Manager aus.

Deshalb schauen sie Anfang des Jahres immer gerne auf ihre Absatzzahlen. Und die der anderen. Dann wird verglichen. Seit ein paar Jahren machen das GM, VW und Toyota unter sich aus. Ein Dreikampf, der von Jahr zu Jahr spannender, aber auch härter wird. Und überraschender.

Die meisten Autos im Jahr 2012 verkaufte ausgerechnet Toyota - 9,75 Millionen, das waren 23 Prozent mehr als im Vorjahr. Trotz Krise und trotz des scharfen Wettbewerbs auf dem Automarkt. Vor einem Jahr waren die Japaner noch im Tief, es brannte an allen Ecken. Zuerst die millionenfachen Rückrufe wegen klemmender Fußmatten, Bremsen und Gaspedalen. Dann die Tsunami- und Atomkatastrophe in der Heimat. Und schließlich Kaufboykotte wegen geopolitischer Scharmützel mit China um eine kleine Inselgruppe im ostchinesischen Meer. Ausgerechnet China. Der alte Platzhirsch GM profitierte von all dem. Aber nur kurzfristig.

GM war jahrzehntelang vorne - aber dann kam die Krise

Probleme in China, Euro-Krise in Europa: Toyota konnte das in anderen Regionen ausgleichen, zum Beispiel in den USA, wo der Konzern um 26 Prozent zulegte.

Dabei war die Sache lange Zeit ziemlich eindeutig. Glaubt man den Langzeit-Statistiken, dann fuhr die Opel-Mutter GM jahrzehntelang vorne, von den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts bis 2007. Dann aber kam die Krise, Opel rutschte immer weiter ab, GM ging vorübergehend in die Insolvenz, und die Japaner, die sich schon seit Jahren weltweit zwischen die alteingesessenen Konzerne geschoben hatten, waren plötzlich oben. Ganz oben.

Der Konzern mit seinen gut 320.000 Mitarbeitern baut Autos für den Weltmarkt, nicht immer sind es die schönsten Autos, aber sie gelten - trotz der Rückrufaktionen - als Qualitätsprodukte zu guten Preisen. Vor allem: Die Japaner sind die Vorreiter der Hybridtechnologie, also der Kombination aus Verbrennungs- und Elektromotor. Der Hybridantrieb dürfte in den kommenden Jahren die vorherrschende Übergangstechnologie hin zum reinen Elektroantrieb sein - dies spricht dafür, dass Toyota auch weiterhin ganz oben mitspielen wird. Außerdem: Die Lockerung der japanischen Geldpolitik und der damit verbundene billigere Yen spielt gerade Weltexporteuren wie Toyota in die Hände.

Unerwartete Konkurrenz aus Korea

Der Kampf der Giganten hat also gerade erst richtig begonnen: VW will mit seinen zwölf Marken bis zum Jahr 2018 der weltweit größte Autobauer sein und an die zehn Millionen Autos verkaufen. Milliarden werden dafür in neue Werke und Modelle investiert. Aber auch Toyota rüstet sich für den großen Auto-Kampf, investiert ebenfalls Milliarden und will schon im nächsten Jahr 9,9 Millionen Fahrzeuge verkaufen. Gleichzeitig geht GM mit seiner Weltmarke Chevrolet in die Offensive - die Amerikaner wollen die Krone möglichst schon im nächsten Jahr wiederhaben.

Allerdings dürfen die Drei ihre Rechnung nicht ohne einen Vierten machen: die Koreaner von Hyundai. Sie sind heute da, wo Toyota vor ein paar Jahrzehnten war - und könnten morgen da sein, wo die Japaner heute sind. Über sieben Millionen Autos verkaufte die Gruppe Hyundai-Kia zuletzt, besonders in den USA und in Asien sind die Newcomer mit ihren günstigen Kleinwagen stark. Noch fehlen dem Konzern das Image und die Premiummodelle, um es wirklich mit den ganz Großen aufnehmen zu können. Noch.

Die Zeiten, in denen ein US-Konzern jahrzehntelang die Szene beherrschte, sind vorbei. Platz 1, 2, 3 - Ranglisten sind heute nur noch Momentaufnahmen.

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