Touristik:Tuifly will Flotte halbieren

Der Aufsichtsrat des Ferienfliegers beschließt einen harten Sparkurs und den Abbau Hunderter Jobs.

Der Ferienflieger Tuifly hat die massive Reduzierung seiner Flotte und den geplanten Abbau von rund 900 Arbeitsplätzen auf den Weg gebracht. Der Aufsichtsrat der Airline habe dem Vorstand am Donnerstag das Mandat erteilt, dazu Verhandlungen mit Betriebsräten und Gewerkschaften aufzunehmen, teilte das Unternehmen mit. Grundlage sei auch eine bestehende Beschäftigungssicherung, die für die gesamte TUI Group in Deutschland gelte, sagte Airline-Chef Oliver Lackmann. "Sie schließt betriebsbedingte Kündigungen mit Wirkung vor Ende 2021 aus."

Den bisherigen Planungen zufolge will der Ferienflieger wegen der Corona-Turbulenzen und der gesunkenen Nachfrage rund 900 der knapp 2000 Vollzeitstellen streichen und die Flotte von 39 auf 17 Flugzeuge verkleinern. Aus dem Umfeld des Unternehmens hieß es, im Zuge der Verhandlungen mit den Gewerkschaften könnte das Ergebnis letztlich auch glimpflicher ausfallen. Sollte es etwa auf 20 bis 23 Flugzeuge hinauslaufen, würde auch der Jobabbau geringer sein. Die Gewerkschaft Verdi kritisierte, das Management habe die Entscheidung der Flottenreduzierung "durchgedrückt" und gehe so mit einer Maximalforderung in die Verhandlungen. "Das ist ein Tiefschlag für die Beschäftigten", sagte Verdi-Experte Marian Drews. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) warnte vor einem "Missbrauch von Steuergeldern": "TUI würde trotz staatlicher deutscher Hilfskredite seine eigene Flotte reduzieren und deutsche Arbeitsplätze vernichten, nur um sie durch ausländische Subunternehmen zu ersetzen."

Die Arbeitnehmervertreter setzen auf Unterstützung der Politik. So warnte zuletzt Niedersachsen bei einem Krisengipfel vor zu starken Einschnitten am Firmensitz in der Landeshauptstadt. "Ich habe daher auch gegenüber der Bundesregierung die klare Erwartung, dass im Falle weiterer staatlicher Unterstützung für die TUI die Situation für Hannover berücksichtigt wird, da dieser Standort in besonderer Weise betroffen ist", sagte Wirtschaftsminister Bernd Althusmann.

Tuifly ist die Airline des weltgrößten Tourismusunternehmens TUI, das wegen der Corona-Krise konzernweit rund 8000 Arbeitsplätze abbauen will und bereits Staatshilfen von 1,8 Milliarden Euro bekommt. Zuletzt gab es Medienberichte, TUI habe die Fühler nach weiteren Staatshilfen ausgestreckt.

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